Trix Solier: Odysee im Orient

Autoren
Übersetzer
Christiane Pöhlmann
Verlag
Beltz und Gelberg
Anspruch
5 von 5
Humor
5 von 5
Lesespaß
5 von 5
Schreibstil
5 von 5
Spannung
5 von 5

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Zusammenfassung zu “Trix Solier: Odysee im Orient”

Trix hat seine Eltern verlassen und ist zu seinem Lehrer, dem Zauberer Radion Sauerampfer, zurückgekehrt. Bei diesem muss er jedoch ein recht undankbares Leben führen, er macht nur mäßig Fortschritte und dann nimmt ihn Sauerampfer noch nicht einmal zum Magierkapitel mit, das alljährlich zwischen den Feiern zum Neuen Neuen und zum Alten Neuen Jahr stattfindet (eingeführt von König Marcel, dem Überraschenden). Während Sauerampfers Abwesenheit macht Trix Bekanntschaft mit einem kleinen Drachen, der auf dem Dach landet, um Sauerampfer an eine alte Ehrenschuld zu erinnern. Nachdem Trix den Drachen im Rätselraten geschlagen hat, verrät ihm dieser seinen geheimen Namen und gibt ihm damit Macht über sich. Als Sauerampfers Schüler soll Trix nun die Ehrenschuld des Zauberers begleichen und so reist er zusammen mit der Blumenfee Anette auf dem Rücken des Drachen ins Reich Samarschan.

Der Drache Ilin erzählt Trix, welche Gefahr Samarschan droht: der sogenannte Mineralisierte Prophet oder Akrakadasab rückt vor, um der neue Großwesir zu werden, der an Stelle des Sultans regiert. Wegen einer alten Schuld sollen die Drachen in den bevorstehenden Krieg hineingezogen werden, und auch ein Bündnis mit dem Ritter Gavar von den unsterblichen Vitamanten ist der aktuelle Wesir eingegangen. Trix soll das drohende Unheil nun abwenden und sowohl Samarschan als auch sein eigenes Königreich vor einer blutigen Schlacht retten. Das Problem: Der Mineralisierte Prophet ist der stärkste Zauberer überhaupt, und niemand traut Trix zu, ihn zu besiegen.

Dem Zauberlehrliing gelingt es, bei dem derzeitigen Wesir vorzusprechen. Um den Krieg zu verhindern, soll Trix den Mineralisierten Propheten davon abhalten, in die Hauptstadt vorzurücken. Zu diesem Zweck muss er sich sogar mit Gavar, seinem alten Feind zusammentun. Mit Hilfe eines Theaterstücks, das Trix und Gavar zusammen mit Trix‘ alten Freunden, den Schaupielern unter Bambura aufführen wollen, soll Akrakadasab besiegt werden. Doch es kommt alles anders: der Mineralisierte Prophet ist zu stark. Er nimmt Trix‘ Verbündete gefangen und schickt ihn direkt ins Herz der Hölle. Zwar gelingt es Trix von dort zurückzukehren, doch zusammen mit seinen Freunden Hallenberry (genannt Klaro) und der Fürstin Tiana muss er einen neuen Plan schmieden, um Akrakadasab zu besiegen…

Wichtige Charaktere

  • Trix Solier
  • Ian
  • Hallenberry, genannt “Klaro”
  • die Blumenfee Annette
  • Trix‘ Cousin Derrick
  • der Zauberer Radion Imanil Crion Sauerampfer
  • Kapitän Bambura und seine Schauspieltruppe
  • Fürstin Tiana
  • Ritter Gavar von den Vitamanten
  • die Drachen Ilin Badulla Mummrich und Sua Miroir Samid
  • Abrakadasab, der Mineralisierte Prophet
  • der Sultan Abnuwas und sein Großwesir Akhsogud
  • Kaufmann Wasab
  • der Dschinn Kitap
  • Aabeze und Iibeem
  • Gruja und die anderen Gnome

Zitate

„‚Was für ein dummer Junge du bist‘, kicherte die Fee. ‚Denk an einen Mann und eine Frau, die sich trennen, nachdem sie sehr lange zusammengelebt haben. Sie finden eine neue Liebe und sind glücklich. Aber ständig halten sie sich vor: ‚Die besten Jahre meines Lebens habe ich vergeudet!‘ Ist das nicht komisch? Schließlich waren es gute Jahre. Es war ihr Leben. Wer könnte beschwören, dass sie mit einem anderen Menschen glücklicher gewesen wären? Man kann sich trennen und man kann wieder zueinander finden. Man kann weggehen und man kann zurückkehren. Da ist nichts dabei. Nur wer ständig über vertane Jahre jammert, der verschwendet sein Leben. Denn wie immer dein Leben aussieht, es ist nie vertan.'“

„Seit der Mensch an eine Höchste Gottheit glaubt, die den Himmel, die Sterne, die feste Erde, Menschen, Tiere und überhaupt alles bis auf den Sinn für Humor erschaffen hat, seit der Mensch also an jene höchste Gottheit glaubt, die es von Anbeginn der Zeiten gab und immer geben würde, lebt in ihm, dem Menschen, der Wunsch, in seinem letzten Stündlein nicht den Tod zu finden, sondern eine Reise in eine ander Welt anzutreten, die ihn in die Nähe ebendieser Gottheit bringt.
(Manch einer geht gar davon aus, es habe zunächst dieser Wunsch bestanden, der dann die Menschen dazu gebracht hat, an einen Höchsten und Allmächtigen zu glauben.)
Da zudem jeder Mensch fest daran glaubt, sich der Liebe der Höchsten Gottheit zu erfreuen, während sein Nachbar, der zwei Teppiche und ein Paar Hosen mehr besitzt (meisterlich mit dem Schwert kämpft, bei Festen lustige Liedlein darbringt oder mit einer schönen Frau verheiratet ist), ein durch und durch gemeiner Kerl ist, haben die Menschen ferner angefangen, sich dieses Leben nach dem Tod auszumalen. Schließlich konnte es doch nicht angehen, dass man diesem Nichtsnutz wiederbegegnet, der einem bereits im ersten Leben alle Freude durch seine bloße Existenz vergällt hat!
Sehr schnell war die einzig denkbare Erklärung zur Hand: Die Höchste Gottheit schickt in ihrer Weisheit die einen Menschen nach dem Tod an einen angenehmen Ort namens Paradies, wohingegen sie die anderen höchst unwirtlichen Bedingungen aussetzt, die der Einfachheit halber unter der Bezeichnung Hölle zusammengefasst werden.“

„‚Warum kann es nicht allen Menschen auf der Welt gut gehen?‘, fragte Trix. ‚Wenn ich das könnte, würde ich es so einrichten.‘
‚Oh, du wirst erwachsen!‘, lachte die Fee. ‚Früher oder später fängt jeder gute Zauberer an, darüber nachzudenken, wie er alle Menschen glücklich machen kann.‘
‚Ja und?‘
‚Hast du die Geschichte von Abrakadasab immer noch nicht verstanden? Dann wirst du böse, ist doch klar! Verbann also diesen Mist aus deinem Kopf! Man darf die Menschen nicht mit Gewalt gut, glücklich oder klug machen. Denn das vermehrt das Böse, den Kummer und die Dummheit! man kann nur versuchen, sie zu überzeugen, dass sie besser werden … aber dabei hilft dir keine Magie!'“

Alle Bände der Trix Solier Reihe

Trix Solier – Zauberlehrling voller Fehl und Adel
Trix Solier – Odyssee im Orient

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Persönliche Bewertung

Umwerfend! Lukianenko schreibt humorvoll, weise und sprachgewandt zugleich

5 von 5

Nicht jedem Autor gelingt es, die durch einen grandiosen ersten Band erzeugten Erwartungen auch in der Fortsetzung zu erfüllen. Der zweite Band über Trix Solier ist mindestens genauso spannend, tiefsinnig und unglaublich komisch wie sein Vorgänger. In einer anspruchsvollen Sprache – wunderbar übersetzt von Christiane Pöhlmann – erzählt Sergej Lukianenko ein Fantasy-Märchen, das zugleich an 1001 Nacht und humorvolle Fantasy nach Art Terry Pratchetts erinnert. Auf knapp 600 Seiten verarbeitet der Autor so viele phantasievolle Ideen zu einer flüssigen Geschichte, dass es an „Odysee im Orient“ rein gar nichts auszusetzen gibt.

Großartig, wie der Autor auf humorvolle und unaufdringliche Weise verschiedene gesellschaftskritische und philosophische Punkte in seine Geschichte einfließen lässt: König Marcel mit seinen undurchdachten und halbherzig durchgeführten Reformen; das Dilemma eines zu weichherzigen Herrschers; das völlig sinnlose Bedauern eines angeblich verschwendeten Lebens; die gesellschaftliche Etikette, die abhängig von Rang und Geschlecht das Erlernen sinnfreier und klischeehafter Tätigkeiten vorschreibt; die Vorteile von Haremsbeziehungen für die Ehefrauen; die Frage nach der idealen Staatsform (die es nicht gibt) sowie die fragwürdigen Ränge und Karriereleitern bei der Armee.
Wunderbar unterhaltsam sind auch Anspielungen auf Harry Potter (durch die verschiedenen Häuser in der Assassinenschule) sowie verschiedene Erfindungen, die es in unsere Welt, jedoch nicht nach Samarschan geschafft haben. Sehr erfrischend ist auch Lukianenkos differenzierte Darstellung von „Gut“ und „Böse“ – er zeigt, dass nicht immer alles so ist, wie es scheint, dass die vermeintlich Guten manchmal die eigentlichen Bösewichte sind und dass sich die Rollen umkehren können.

Ebenso intelligent und gelungen wie seine zahlreichen Anspielungen sind Lukianenkos Charakterisierungen seiner Hauptfiguren. Trix als Erzähler ist klar die wichtigste Person und größter Sympathieträger, doch auch die zahlreichen anderen Charaktere – der liebenswerte, wenn auch auf seinen Vorteil und seinen Gewinn bedachte Kaufmann, der erfrischend naive Hallenberry, die Fürstin Tiana, die es mit jedem männlichen Charakter aufnehmen kann, der vorwitzige Drache Ilin und die vielen anderen Personen und Wesen des Buches. Irgendwie schließt man sogar Trix‘ Feinde ins Herz, ohne dass man sich dagegen wehren kann.

Fazit

Offiziell ist Trix Solier den Jugendbüchern zuzurechnen, die beiden ersten Bände können jedoch auch bedenkenlos dem erwachsenen anspruchsvollen Fantasyleser wärmstens empfohlen werden. Von Lukianenkos Sprachgewandtheit, Tiefsinn und Witz können sich viele aktuelle Fantasyautoren noch etwas abschauen!

Originaltitel
Neposeda
ISBN10
340781108X
ISBN13
9783407811080
Dt. Erstveröffentlichung
2012
Gebundene Ausgabe
592 Seiten
Empfohlenes Lesealter
Ab 11 Jahren