Stinas Sommer

Nicht umsonst sind Lena Andersons Bücher seit Generationen beliebt. Ihr Illustrationsstil, ihre Charaktere und Kulissen bringen ein Stück einer besseren Welt zurück, in der es dennoch Probleme gibt: In diesen beiden Geschichten sind es der beängstigende Sturm, dem Stina sich aus Unvernunft allein stellt, und der Lügenkapitän, der – so genau wird es in einem Bilderbuch natürlich nicht benannt – mindestens unter Depression, vielleicht sogar unter manischer Depression leidet. Sein plötzlicher Stimmungsumschwang von einem Extrem ins andere, als er Besuch von Stina und ihrem Opa erhält, deutet zumindest darauf hin. In seinem überdrehten Zustand erzählt er Geschichten, die Opa Hansen als Erwachsener nicht ernstnimmt, Stina ihm jedoch glaubt. Und ist es wirklich wichtig, ob er seine Geschichten tatsächlich genau so erlebt hat oder einfach ein guter Märchenerzähler ist?

In den Illustrationen sind es vor allem die Landschaften, mit denen Lena Anderson in ihren Lesern eine Sehnsucht nach einem einfachen Leben, nach Ruhe und Natur, weckt. Angesichts exotischer Reiseziele und Attraktionen ist es nicht verwunderlich, dass es jedes Jahr noch immer viele Familien nach Schweden zieht. In Lena Andersons Bildern wird die Schönheit der schwedischen Schärenlandschaft, die wunderbare Einfachheit eines alten Holzhauses mit seiner altmodischen Einrichtung und die Freude an den kleinen Dingen des simplen Lebens fernab von Moderne und Technik sichtbar. Entsprechend weiß Stina sich sehr gut selbst zu beschäftigen – mehr als Fantasie und einfache Hilfsmittel braucht sie dazu nicht. Damit ist sie ein wunderbares Vorbild auch für Kinder der heutigen Zeit, die sich – so man sie denn darin bestärkt durchaus ohne teure Spielsachen, ohne Computerspiele und technischen „Schnickschnack“, beschäftigen können. So lange Bücher wie Lena Andersons Stina-Geschichten neu aufgelegt werden und nichts an Popularität verlieren, wird dieser Gedanke sich hoffenlich auch angesichts aller Neuerungen nicht überholen.