Radieschen von unten

Autoren
Illustrator
Kamila Slocinska
Übersetzer
Maike Dörries
Verlag
mixtvision Verlag
Anspruch
4 von 5
Humor
3 von 5
Lesespaß
3 von 5
Schreibstil
4 von 5
Spannung
3 von 5

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Zusammenfassung zu “Radieschen von unten”

Im Leben des Bestatters geht es grau und trostlos zu. Tagein, tagaus geht er zu Fuß in sein kleines Institut und widmet sich den Toten. Er wäscht sie, frisiert sie und kleidet sie ein letztes Mal ein. In seiner kleinen Wohnung guckt er nach Feierabend viel Fernsehen und isst kalte Haferflocken oder Knäckebrot mit Käse. Er hat keine Frau und auch keine Haustiere. Die Blumenverkäuferin, an deren Geschäft er täglich vorbeikommt, versucht ihm vergeblich Blumen zu verkaufen. Was sie und alle anderen nicht wissen: Der Bestatter kann mit den Toten reden. Als er sich mit einer jungen Frau, die von einem Auto überfahren wurde, unterhält, blüht er auf und fängt an, über sein eigenes Leben nachzudenken. Zwei weitere Tote und einen Alptraum später ist er dann soweit, etwas zu tun, was er noch nie getan hat und was sein Leben verändert…

Wichtige Charaktere

  • der Bestatter
  • die Blumenverkäuferin
  • ein Opa
  • ein Landwirt
  • eine junge Frau
  • eine große energische Frau
  • ein Teppichhändler

Zitate

„Heute muss der Bestatter zwei Tote herrichten. Zuerst einen verstorbenen Opa, danach einen verstorbenen Landwirt. Der Opa ist ein ziemlich zufriedener Toter. ‚Ich hatte ein langes Leben‘, erzählt er. ‚Und eine Frau mit dem größten und rundesten Podex, den man sich wünschen kann.‘ ‚Oh‘, sagt der Bestatter und wird etwas verlegen, als die Sprache auf den Po der Frau des Alten kommt.“

„Der Bestatter geht nach Hause. Er nickt der Blumenverkäuferin zu, bleibt an der roten Ampel stehen und geht bei Grün über die Straße. Zu Hause schaut er fern. Eine interessante Sendung über wilde Tiere. Er isst ein Knäckebrot mit Käse und trinkt ein Glas Milch dazu. Danach geht er ins Bett und schläft wie gewohnt. Tief und traumlos.“

Persönliche Bewertung

Ein interessantes Buch für alle Menschen, die müde vom Leben sind

3 von 5

Der Originaltitel des Buches nimmt vorweg, worum es in der Geschichte geht: Um das Paradies, vor allem um die irdische Version. Warum darüber nachdenken, ob es ein Paradies in einem Jenseits gibt, wenn man noch unter den Lebenden weilt? Anhand eines blassen, dünnen und einsamen Bestatters erzählt Kim Fupz Aakeson davon, wie der Alltag einem die Sicht auf das Paradies vor den eigenen Füßen verstellen und verunmöglichen kann. Der Bestatter hat keinen Namen, er bleibt genauso anonym wie die anderen Figuren der Geschichte und steht damit symbolisch für jeden von uns. Er ist in einen depressiven Strudel hineingeraten, hat einen traumlosen Schlaf und betrachtet alles nur noch rational: Blumen kaufen lohnt sich nicht, da sie verwelken werden, Hunde und Katzen sterben sowieso zu früh, um mit ihnen das Leben zu bestreiten usw. Gekonnt ironisch bestehen die sozialen Kontakte des Bestatters ausgerechnet aus den Toten statt den Lebenden.

Die collagenartigen Illustrationen von Kamila Slocinska passen zur Geschichte und greifen deren Elemente, wie z.B. die Blume, auf. Sie stellt den Alltag grau und trist, das Paradies in buntem Gelb und den Bestatter manchmal beinahe durchsichtig, im Auflösen begriffen, dar. Wenn er sein Leben nicht ändert, wird er verschwinden. Denn wer lebt wie ein Toter ist ein lebender Toter. Die Illustrationen werfen genau wie das Buch selber die Frage nach der Zielgruppe auf. Einige Gesichter wirken etwas zu gruselig in ihrer Darstellung. Den verstorbenen Opa, der vom Hintern seiner Frau schwärmt, dürften auch eher Jugendliche oder Erwachsene verstehen. Während die Idee des Buchs genial und die Umsetzung kreativ ist, ein Leichenbestatter als überspitzes Sinnbild für die Monotonie des Alltagstrotts, ist die Zielgruppe von Kindern ab 8 Jahren fragwürdig. Der Alltag des Bestatters entspricht dem eines arbeitenden Erwachsenen, der sich bewusst wird, dass er sein Leben verpasst. Kinder haben es aber doch noch vor sich.

Fazit

Das leise erzählte Buch eignet sich am Besten als (Geschenk-)Buch für alle Menschen, die in ihrem Leben nur noch Grau sehen, eher weniger für Kinder ab 8!

Originaltitel
Paradis
ISBN10
3939435511
ISBN13
9783939435518
Dt. Erstveröffentlichung
2012
Gebundene Ausgabe
48 Seiten
Empfohlenes Lesealter
Ab 8 Jahren