Molly Moon

Band 1

Autoren
Übersetzer
Wolfram Ströle
Verlag
Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv)
Anspruch
5 von 5
Humor
5 von 5
Lesespaß
5 von 5
Schreibstil
5 von 5
Spannung
5 von 5

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Zusammenfassung zu “Molly Moon”

Molly Moon wächst in einem düsteren Waisenhaus im kleinen Ort Briersville auf, schikaniert von der kinderhassenden Leiterin Miss Adderstone und den anderen Kindern. Ihr einziger Freund ist der Waisenjunge Rocky. Doch dann streiten sich Molly und Rocky, Rocky wird von einem amerikanischen Paar adoptiert, ohne sich von Molly zu verabschieden und das Mädchen ist plötzlich ganz allein auf der Welt. In der Bibliothek entdeckt Molly ein Buch über Hypnose, das sie sich kurzerhand ausleiht. Sie beginnt die Kapitel durchzuarbeiten und stellt fest, dass sie ein Naturtalent ist. Nachdem sie Miss Adderstones Mops Petula erfolgreich hypnotisiert und sich mit ihm angefreundet hat, gelingt es ihr, die Heimleiterin und ihre Köchin zu hypnotisieren. Anschließend hypnotisiert sie ein ganzes Publikum und gewinnt eine hohe Geldsumme in einem Talentwettbewerb.

Mit dem Geld setzt sie sich zusammen mit Petula in die USA ab, um dort nach Rocky zu suchen und ihr Glück zu machen. Doch der zwielichtige Professor Nockman ist ihr auf den Fersen, denn er möchte das Hypnosebuch unbedingt besitzen. In New York angekommen, bezieht Molly mithilfe ihrer hypnotischen Fähigkeiten die Hochzeitssuite in einem Luxushotel und wird der neue Star eines Broadway-Musicals. Rocky ist bald schon vergessen, als Molly sich an das Leben im Luxus gewöhnt, doch Nockman denkt sich eine tückische List aus, um das Buch und Molly selbst in seine Gewalt zu bringen…

Wichtige Charaktere

  • Molly Moon
  • Rocky Scarlet
  • Mops Petula
  • Miss Adderstone
  • Hazel Hackersly
  • Mrs. Toadley
  • Herr Professor Nockman
  • Barry Bragg
  • Roger, Cynthia, Gordon und Craig
  • Gemma, Gerry, Ruby und Jinx
  • Mrs. Trinklebury

Zitate

„Molly staunte über die Regelmäßigkeit der Unterbrechungen und dachte zum ersten Mal, dass auch die Werbung eine Art Hypnose war. Eine Hypnose, die den Zuschauer dazu überredete, etwas zu kaufen. Eine Art Gehirnwäsche. Wenn jemand oft genug hörte, dass er einen bestmmten Artikel brauchte, glaubte er das schließlich auch.“

„Molly nickte langsam. Auch sie sah Mrs Trinkleburys Lied und Nockman plötzlich in einem neuen Licht. Wie konnte sie Nockman seine Gemeinheiten vorwerfen, wenn er selbst nicht anderes kannte? Wenn er als kleiner Kuckuck zu Hause nur Hass er fahren hatte? ‚Du hast Recht, Rocky. Es widerstrebt mir zwar, mit ihm Mitleid zu haben, aber du hast Recht. Wahrscheinlich ist es gar nicht verwunderlich, dass er so gemein ist, weil er nie etwas anderes kennengelernt hat. Nett zu sein ist wahrscheinlich wie… wie lesen. Wenn ich nie lesen gelernt hätte, wüsste ich auch nicht… Ich meine, Seiten und Buchstaben würden mir auch vorkommen wie ein einziges Durcheinander. So muss es ihm mit dem Nettsein gehen.'“

„In der Ferne tauchte die Reklamewand mit der Qube-Werbung auf. Sie war beleuchtet. Die Menschen in ihren Badeanzügen schienen vor Kälte mit ihren weißen Zähnen zu klappern. Seltsam, dachte Molly, dass sie diese Menschen vor drei Wochen noch bewundert hatte und sich danach gesehnt hatte, zu ihnen zu gehören. Jetzt waren sie ihr völlig egal. Sie hatte ihr eigenes Leben zu leben und das war viel interessanter und wichtiger als das Leben dieser Menschen.“

Alle Bände der Molly Moon-Reihe

Molly Moon
Molly Moon und das Auge der Zeit
Molly Moon und der indische Magier
Molly Moon und der verlorene Zwilling
Molly Moon und der Verwandlungszauber

Links

Leseprobe (PDF) beim Verlag
Molly Moon Special (auf deutsch, vom Hanser Verlag)
Molly Moon Website (im englischen Original)

Persönliche Bewertung

Erster Band einer vielversprechenden Reihe - gewitzt, tiefgründig und bewegend

5 von 5

Der Klappentext verspricht „die Geschichte der witzigsten, mutigsten, frechsten Kinderbuchheldin seit langem“ und legt damit die Messlatte sehr hoch. Ein wenig erinnert diese Beschreibung an Astrid Lindgrens „Pippi Langstrump“ und die gehört bekanntlich zu den beliebtesten und bekanntesten Heldinnen weltweit. Um es vorweg zu nehmen: Neben anderen Kinderbuchhelden braucht sich Molly Moon auf keinen Fall zu verstecken. Ob sie in der Liga einer Pippa Langstrumpf mitspielen kann, möge jeder Leser selbst entscheiden, doch unabhängig davon lässt sich an Georgia Byngs erstem Band der Molly Moon-Reihe kaum etwas kritisieren.

Molly Moon ist ein unkonventionelles Mädchen, das Autoritäten und Verhaltensregeln nicht akzeptieren will. Obwohl sie von allen Seiten schikaniert wird, lässt sie sich nicht unterkriegen oder einschüchtern. Sie träumt von einem Leben wie in der Werbung, abseits des schmutzigen Elends, das sie im Waisenhaus erleben muss. Ihr ungewöhnliches Talent nutzt sie zu ihrem eigenen Vorteil und bemüht sich, auch anderen etwas Gutes zu tun. Schnell gewöhnt sie sich an das Luxusleben und vergisst, was wirklich wichtig ist im Leben. Georgia Byng zeichnet mit dieser Entwicklung ein realistisches Bild, das viele Leser zum Nachdenken anregen kann. Molly glücklicherweise findet im Verlauf der Handlung zurück zu sich selbst und merkt, was ihr wirklich wichtig ist und wer sie sein möchte. Auch plagen sie Gewissensbisse, dass sie andere Menschen mit Hilfe ihrer Hypnose betrogen hat. Hinter all dem steht die interessante Frage: Ist es legitim, andere Menschen zu manipulieren, wenn man ihnen helfen möchte oder sie keinen Nachteil davon haben?

Doch „Molly Moon“ bietet noch weitaus mehr Tiefgang und Gesellschaftskritik sowie philosophische Fragen und ist damit nicht nur eine unterhaltsame Geschichte, sondern auch ein anspruchsvolles Buch, das seinen Lesern nebenbei wichtige Lektionen mit auf den Weg gibt: Es geht um die Frage, wie Menschen böse werden und ob man ihnen das übelnehmen kann, wenn sie durch ihre Kindheit und Erziehung zu dem geworden sind, was sie als Erwachsene ausmacht. Es werden Themen wie Mut, Egoismus und Freundschaft in die humorvolle und fesselnde Geschichte hineingewoben. Sehr aktuell ist auch die Kritik an der Glamourwelt des Fernsehens und der Werbung, an den Begehrlichkeiten, die diese erzeugen und die Menschen glauben lassen, ihr eigenes Leben wäre niemals gut genug.

Fazit

Alles in allem ist „Molly Moon“ ein Buch, an dem durchaus auch Erwachsene (beim Vorlesen oder Selbstlesen) ihre Freude haben können. Eine bewegende und ansprechend geschriebene Geschichte mit einer sympathischen und außergewöhnlichen Heldin wird mit anspruchsvollem Inhalt kombiniert und sorgt so für eine perfekte Mischung. Eine Serie, die viel mehr Aufmerksamkeit verdient hätte!

ISBN10
3423621729
ISBN13
9783423621724
Dt. Erstveröffentlichung
2003
Taschenbuchausgabe
368 Seiten
Empfohlenes Lesealter
Ab 10 Jahren