Mein Lotta-Leben (1): Alles voller Kaninchen

Autoren
Illustrator
Daniela Kohl
Verlag
Arena Verlag
Anspruch
1 von 5
Humor
2 von 5
Lesespaß
2 von 5
Schreibstil
3 von 5
Spannung
4 von 5

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Zusammenfassung zu “Mein Lotta-Leben (1): Alles voller Kaninchen”

Lotta ist zehn Jahre alt und wünscht sich ein Haustier. Sie hat zwar schon eine Schildkröte namens Heesters, aber die ist ihr zu langweilig. Ihre beste Freundin Cheyenne, die zusammen mit ihrer ständig müden Mutter und ihrer kleinen Schwester Chanell in einer kleinen Wohnung wohnt, hat zweihundert Kaninchen, die frei in der Wohnung herum hoppeln (einige liegen jedoch nur herum und leben vermutlich gar nicht mehr). Lotta findet das ungerecht, dass ihre Freundin so viele Tiere hat, sie jedoch kein einziges. Ihre Eltern wollen ihr jedoch kein Tier kaufen. Stattdessen bekommt sie eine indische Blockflöte, auf der sie spielen soll. Lotta hat dazu keine Lust und überlegt sich zusammen mit Cheyenne, wie sie die Blockflöte los wird und doch noch an ihr Kaninchen – oder besser gleich an ein Schaf – kommt.

Wichtige Charaktere

  • Lotta Petermann
  • Lottas Eltern Rainer und Sabine Petermann
  • Lottas Brüder Jakob und Simon
  • Lottas Freundin Cheyenne Warceck
  • Cheyennes kleine Schwester Chanell
  • Lottas Schildkröte Heesters
  • Berenike von Bödecker und ihr Bruder Casimir
  • Nachbarin Frau Segebrecht mit Hund Polly und Vogel Hannibal
  • Frau Kackert

Zitate

„Heute bin ich von einem komischen Geräusch aufgewacht. Von so einem Fauchen.
Als ich aus dem Fenster guckte, hab ich Papa gesehen. Der stand mit einem Flammenwerfer auf der Terrasse und hat das Unkraut abgefackelt, das da überall aus den Ritzen wächst.
Typisch Papa! Ich darf keinen MP3-Spieler haben, weil er sagt, die Strahlen zerstören mein Gehirn. Aber er kauft sich immer die tollsten Sachen!“

„Cheyenne und Chanell haben angefangen zu tuscheln und dann hat Cheyenne ein Kaninchen zwischen den Barbies und den Kens rausgezogen.
‚Da, bitte. Das ist Schrotti. Den kannst du haben.‘
Schrotti hatte komische Hinterbeine. Die hingen so runter.
‚Was ist denn mit dem los?‘, hab ich ziemlich knurrig gefragt. Cheyenne sollte bloß nicht glauben, dass ich schon wieder ihre beste Freundin war.
Sie hat erzählt, dass Chanell neulich mit dem Fuß an der Schnur vom Fernseher hängen geblieben ist.
‚Und das ganze Ding ist voll runtergedonnert. Und leider waren Schrottis Beine drunter.'“

Alle Bände der Reihe Mein Lotta-Leben

1. Alles voller Kaninchen
2. Wie belämmert ist das denn?

Persönliche Bewertung

Pfiffig illustrierte Geschichte, die mit zahlreichen ernsten Themen erschreckend unkritisch umgeht

2 von 5

Dieses Buch ist nicht unproblematisch in der Bewertung. Sehr positiv ist zunächst die Aufmachung: ein buntes Cover mit abgerundeten Ecken und eine durchgängig im „Kritzelstil“ illustrierte Geschichte in verschiedenen Schrifttypen sorgen dafür, dass es nie langweilig wird. Genau so, wie dieses Buch geschrieben und illustriert ist, kann man sich das Tagebuch eines kreativen jungen Mädchens vorstellen, das die Welt mit einem Augenzwinkern und erfrischender Naivität betrachtet.

Problematisch daran ist, dass einige Themen, die eigentlich kein Grund zum Schmunzeln sein sollten, völlig verharmlost werden. Die Zustände im Zuhause von Lottas Freundin Cheyenne (allein der Name weckt zumindest beim erwachsenen Leser gewisse Assoziationen) können mit gutem Willen humorvoll gesehen werden, denn nicht jedes eigentlich traurige Thema muss verkrampft und bierernst betrachtet werden. (Obwohl es natürlich traurig ist, wie Cheyenne und ihre Brüder mit der neuesten Technik ausgestattet werden, die Fürsorge der Mutter oder eine nahrhafte gesunde Ernährung fehlen ihnen allerdings.) Wirklich bedenklich ist jedoch, wie insgesamt mit dem Thema Tierhaltung im Buch umgegangen wird. Durch Lottas Augen wirkt zwar alles recht stimmig (denn es scheint ihr nie jemand erklärt zu haben, dass Tiere leidensfähige Wesen sind, obwohl sie sich selbst als große Tierfreundin bezeichnet), das Signal, was dies dem jungen Leser aussendet, kann jedoch fatal sein. Die Haltung so vieler Tiere in einer kleinen Wohnung ist ein reales Problem, das man auch als „Animal Hoarding“ bezeichnen kann. Für die betroffenen Tiere ist dies keinesfalls so lustig, wie sich das in der Geschichte liest. Die Tatsache, dass eines der Kaninchen wegen der katastrophalen Zustände mit gebrochenen Beinen leben muss, wird im Buch fast schon komisch dargestellt, was sehr befremdlich, empathielos und etwas grausam anmutet.

Um das Problem im Tonus der Geschichte zu beheben, hätte zum Beispiel jemand Lotta und Cheyenne erklären können, wie es sich wohl anfühlt, zu versuchen mit gebrochenen Beinen zu laufen. Ähnlich verhält es sich mit Schildkröte Heesters, die Lotta nicht wirklich als Tier ansieht und sich – humorvoll gemeinte – Methoden überlegt ihn loszuwerden. Auf den Punkt gebracht ist das Tierquälerei und es bleibt zu hoffen, dass kein Leser auf die Idee kommt etwas Ähnliches nachzumachen. In einer Zeit, in der sich viele Kinder lebendige Tiere als Spielzeug wünschen, in der viele Haustiere misshandelt werden und die Tierheime von langweilig gewordenen und aus Misständen befreiten Tieren bevölkert sind, sendet ein Buch wie dieses ein deutlich falsches Signal.

Die Idee und Aufmachung des Buches sind gut gelungen, inhaltlich hätte man sich jedoch einen etwas kritischeren Umgang mit problematischen Themen wie Tierhaltung oder sozialen Problemen gewünscht (oder eben die Ausklammerung solcher Themen, wenn ein rein humorvolles Buch ohne hohen Anspruch entstehen soll). Schließlich muss zwar nicht jedes Buch einen pädagogischen Auftrag erfüllen, steht jedoch trotzdem in der Verantwortung seinen Lesern keine schädlichen Ideen zu vermitteln.

Fazit

Eine kurzweilige Geschichte in abwechslungsreicher Aufmachung, die ohne die teilweise hintergründigen Illustrationen nur halb so spannungsvoll wäre. Sehr schade ist, dass mit einigen sehr ernsten Themen höchst unkritisch umgegangen wird und Kindern damit ein falsches Bild vermittelt wird. Der Lesespaß, den die Illustrationen vermitteln, wird dadurch erheblich getrübt. Ein Buch, das Kinder höchstens mit ihren (hoffentlich kritischeren) Eltern zusammen lesen sollten, denn falls die Autorin zum Nachdenken anregen möchte, kommt dies in der Geschichte leider in keinster Weise zum Ausdruck.

ISBN10
3401067397
ISBN13
9783401067391
Dt. Erstveröffentlichung
2012
Gebundene Ausgabe
184 Seiten
Empfohlenes Lesealter
Ab 10 Jahren