Lindbergh – Die abenteuerliche Geschichte einer fliegenden Maus

Autoren
Illustrator
Torben Kuhlmann
Verlag
NordSüd Verlag

Zusammenfassung zu “Lindbergh – Die abenteuerliche Geschichte einer fliegenden Maus”

Anfang des 20. Jahrhunderts lebte in Hamburg eine besondere Maus. Sie konnte lesen und tat dies heimlich in den Bibliotheksbüchern der Menschen. Oft verkroch sie sich dafür monatelang. So kam es, dass sie eines Tages verwundert feststellte, dass alle ihre Freunde verschwunden waren. Wo es vorher gesellig zuging, herrschte nun tiefste Stille. Vielleicht waren die Mäuse vor diesen seltsamen Apparaturen geflohen, die nun überall herum lagen? In den Zeitungen liest die Maus von den todbringenden Mausefallen und vermutet ihre Freunde im fernen Amerika. Sie beschließt ihnen zu folgen und begibt sich zum Hafen. Doch sie rechnet nicht damit, dass die Schiffe mittlerweile von Katzen umgeben sind, die nur auf ihre Beute lauern.

Im letzten Moment schafft sie es, sich in die Kanalisation zu retten und trifft dort auf Fledermäuse. Plötzlich hat sie die Idee – sie muss das Fliegen lernen! So kann sie nach Amerika zu ihren Freunden gelangen. Zurück in ihrem Versteck macht sie sich sogleich ans Werk und sammelt Baumaterialien für Flügel. In der Hamburger Bahnhofshalle stürzt sie jedoch bei ihrem ersten Testflug ab. Die Maus kann sich retten – es wird jedoch nicht ihr einziger Rückschlag bleiben. Mit der Zeit interessieren sich auch aufmerksame Eulen für die kleine Maus, die immer mehr in Gefahr gerät. Wird sie es rechtzeitig schaffen, in die Lüfte zu entfliehen oder kommen ihr die Eulen zuvor?

Wichtige Charaktere

  • die Maus Lindbergh
  • Eulen und Katzen

Zitate

„Vor vielen Jahren lebte in einer riesigen Stadt eine neugierige Maus. Sie verkroch sich oft für viele Monate in düsteren Bibliotheken, um heimlich in den Büchern der Menschen zu lesen.“

„Die kleine Maus machte sich auf den Weg zum Hafen. Sicher hatten die anderen Mäuse das auch getan! Doch sie ahnte nicht, dass hungrige Katzen mittlerweile die Schiffe wie Festungen bewachten.“

Innenillustrationen aus „Lindbergh“

Illustration aus Lindbergh von Torben Kuhlmann - Hafenduell

Illustration aus Lindbergh von Torben Kuhlmann - Eulenverschwörung

Illustration aus Lindbergh von Torben Kuhlmann - Lindbergh-Werkstatt

Illustration aus Lindbergh von Torben Kuhlmann - Mauseflucht

Illustration aus Lindbergh von Torben Kuhlmann - Atlantikflug

Trailer zum Buch

Links

Leseprobe beim Verlag
Torben Kuhlmann im Buchhexe-Interview

Persönliche Bewertung

Hochklassiges Bilderkino von der Faszination des Fliegens mit einem kleinen 'großen' Erfinder in der Hauptrolle!

5 von 5

Das vorliegende Bilderbuch ist gleich in mehrfacher Hinsicht als besonders zu benennen. Es ist 96 statt der üblichen 32 Seiten stark, es erscheint neben der deutschen Ausgabe eine amerikanische Version im April, bei der es ein Vorwort des Kurators des Original-Lindbergh-Flugzeugs „Spirit of St. Louis“ gibt und es ist ein hervorragend illustriertes, spannendes Debüt, das viel Platz für die eigene Phantasie lässt.

Torben Kuhlmanns Diplomarbeit ist die Ausgangslage dieses Bilderbuchs, das ursprünglich als Vorlesebuch konzipiert war. So erklärt sich vielleicht der episodenhafte Charakter, in der die Geschichte um die kleine Maus erzählt wird. Neben einer Art Prolog gibt es 11 kurze Episoden, an deren Ende eine Art Epilog sowie ein kurzer Abriss der Luftfahrtgeschichte in Form von Hinweisen auf Otto Lilienthal, die Gebrüder Wright und eben Charles Lindbergh steht. Das hochwertig produzierte gebundene Buch wirkt mit dem abgestoßenen Buchdeckel in seiner Optik wie ein alter Flohmarkt- oder Dachbodenfund, der in einem Indiana-Jones Film den Ausgangspunkt eines aufregenden Abenteuers darstellen würde. Nicht anders ist es im realen Leben. Das Titelbild gibt bereits erste nicht zu übersehende Hinweise auf den Helden der Geschichte: Spot on für Lindbergh, die fliegende Maus!

Eine Maus als Hauptfigur ist beliebt wie erfolgreich in verschiedensten Formaten, angefangen bei Micky Maus von Walt Disney. Lindbergh ist anders, Lindbergh spricht nicht, er liest. Woher er das kann, bleibt im Dunkeln. Eine Erzählerstimme führt durch die Handlung, der Held und seine Gegenspieler bleiben sprach- und namenlos (Lindbergh wird vom Erzähler nie explizit Lindbergh genannt). Dieser Umstand mag verwundern, erhöht jedoch die Faszination für Lindbergh, weil zum einen klar ist, dass die Maus eigentlich nur so heißen kann und zum anderen viel Platz für die kindliche Phantasie bleibt. Schließlich würde sich eine Maus, sofern man eine entdeckt, auch nicht gleich mit Namen vorstellen und ein Gespräch beginnen.

Torben Kuhlmann hat viel dafür getan, Räume offenzulassen, die zu betreten in der kindlichen Phantasie jedes Lesers selber liegt. Die Tür dazu steht weit offen. Wie wohl die Verfolgungsjagd der Katze am Hafen genau aussehen mag, ob die Katzen einen Chef haben und wie die Eulen heißen mögen, die auf den Schornsteinen wie lebende Gargoyles wirken. Eine wilde Luftpiratengeschichte bietet „Lindbergh“ ebenso an wie die Lesart eines Sachbuchs über den ersten Transatlantikflug. Zudem finden sich weitere spannende Themen für anschließende Studien ganz im Sinne der kleinen leseerfahrenen Erfinder-Maus: Die Auswanderungsbewegung nach Amerika, die Kulturgeschichte der Mausefalle, die Erfindung der Dampflokomive oder die Lebensgeschichte Charles Lindberghs. Auch lehrt das Buch mit Rückschlägen umzugehen und nicht aufzugeben, um an sein Ziel zu kommen. Eine Lebensweisheit, die nicht früh genug verinnerlicht werden kann, um die Frustrationsschwelle junger Forscher zu erhöhen.

Charakteristisch für die Atmosphäre in „Lindbergh“ ist das Licht, welches Torben Kuhlmann meisterlich in seinen Aquarellen einzufangen weiß. Die Wärme verströmenden Bilder wirken und faszinieren. Gut, dass es mehr als 32 Seiten davon gibt und hoffentlich kommen zu den 96 vorliegenden noch viele weitere hinzu. Bei allem Lob für die Bilder darf der Text nicht unerwähnt bleiben. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass dieser so souverän daherkommt, gar bildhafte Sprache enthält. Suzanne Levesque und Torben Kuhlmann sollten weiter zusammenarbeiten!

Möchte man etwas an diesem beeindruckenden Erstling kritisieren, so ist es eine logische Ungereimtheit in der Konstruktion der Geschichte, auf dessen Beleg Kuhlmann selber mit zwei Namen in einer Illustration verweist. Sicher, der Weg muss nach Amerika führen, möchte man am Ende beim jungen Charles Lindbergh ankommen. Aber dass die Mäuse ausgerechnet in das Land fliehen, in dem ein gewisser William C. Hooker Ende des 19. Jahrhunderts die „The Little Nipper“ genannte Mausefalle erfand und sie im ganzen Land verkaufte, ist etwas unstimmig und könnte zu Nachfragen bei aufmerksamen Lesern führen, spätestens wenn sie sich für die Geschichte der Mausefalle interessieren sollten. Dass Lindbergh in Amerika keine Gefahr durch die Menschen droht, sondern er stattdessen eine eigene Flugshow bekommt, passt zwar zu der Verehrung, die Charles Lindbergh nach seinem erfolgreichen Flug zuteil wurde, nicht jedoch zur im Land verbreiteten Gefahr für Mäuse durch Mausefallen…

Fazit

Torben Kuhlmann schafft es mit seinem zeichnerischem Talent und seiner Begeisterung für Erfindungen, eine Abenteuergeschichte anzubieten, die nicht nur Charles Lindberghs Transatlantikflug zum Thema hat, sondern auch ganz viel Platz lässt, die Handlung mit den vielen vorhandenen Bildern selber nachzuspielen. Das Ende des Buchs kann unmöglich das Ende dieser Maus gewesen sein, höchstens das Ende vom ersten Band einer Reihe, zu stark ist ihr Charakter!

ISBN10
3314102100
ISBN13
9783314102103
Dt. Erstveröffentlichung
2014
Gebundene Ausgabe
96 Seiten
Empfohlenes Lesealter
Ab 5 Jahren