Liga der Mörder – Die Trilogie

Nachspiel, Nachschuss, Nachruhm

Autoren
Verlag
Woa Verlag
Anspruch
4 von 5
Humor
5 von 5
Lesespaß
5 von 5
Schreibstil
5 von 5
Spannung
5 von 5

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Zusammenfassung zu “Liga der Mörder – Die Trilogie”

„Liga der Mörder“ ist der Sammelband der Trilogie aus den drei Bänden „Nachspiel“, „Nachschuss“ und „Nachruhm“. Für „Liga der Mörder“ erscheinen die drei Bücher erstmals gemeinsam und leicht überarbeitet in einem Band.

In einem Eisstadion wird nach einem Spiel mit dramatischer Wendung auf der Toilette ein toter Freiburger Fan gefunden. August Arnaud und sein Assistent Ronny ermitteln im Umfeld des Toten und stoßen auf eine WG, auf eine Wette und eine schöne Mitbewohnerin, zu der sich Ronny hingezogen fühlt…

Drei Eishockeyfans sitzen nach einem Spiel zusammen in der Küche und trinken. Mit dabei ist ein Kollege und Fan des gegnerischen Teams, was für eine angespannte Stimmung sorgt. Als selbiger vom Bierholen nicht mehr aus dem Keller zurückkommt und dort tot aufgefunden wird, haben die drei Freunde ein Problem: Wird man sie verdächtigen? Der Tote muss also schnellstmöglich verschwinden…

In einem Hörsaal hält ein Professor eine seiner letzten Vorlesungen, als er glaubt, einen Studenten mit einer Waffe zu sehen. Kurze Zeit später, bei einer anderen Vorlesung werden er und eine Studentin erschossen, der Täter hat außerdem eine Geisel genommen…

Ron Rappo, der nach dessen Ausscheiden die Stelle Arnauds angetreten hat, ermittelt in diesen verwirrenden Mordfällen, und ist doch stets nicht ganz auf der richten Spur…

Wichtige Charaktere

  • August Arnaud
  • Ron „Ronny“ Rappo
  • Eva Pomari
  • Louis Lapin
  • Fredi Egger
  • Kurt
  • André
  • Hugo Zenger
  • Baptiste SteColère

Zitate

„‚Mein Glück ist vorbei. Alles ist vorbei‘, gab Zenger nun mit zitternder Stimme von sich. Er war plötzlich sehr niedergeschlagen und blickte mit wässrigen Augen an die Wand. Er hatte die Wodka-Flasche fertig gemacht. Jetzt machte sie ihn fertig.“

„‚Ja, ein geiler Spieler‘, stimmte Fredi erstaunlicherweise zu. Gegnerische Spieler rühmte er nämlich höchst selten. Nur an Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen, da tönten aus seinem Munde manchmal Sätze wie Seger, das ist halt schon ein Guter oder Martin Plüss, viel schlechter als Benjamin ist der gar nicht. Komplimente, die er nach Beginn der Schweizer Meisterschaft wieder zurücknahm und nie gesagt haben wollte.“

„Sie betraten das Café Tirlibaum.
Neben der Tür sassen, comme de coutume, zwei Frauen aus der Au auf ihren Tabourets und parlierten bei einem Café au lait von ihren Chagrins mit dem Patron. Der Garcon offerierte den zwei Compagnons, die einen Discours über die Parkplätze auf dem Place-Petit-St-Jean führten, je einen Ballon Fendant. Sie refüsierten nicht. ‚Bon sang‘, fluchte einer aus der Rue d’Or, der sich gerade mit der Liberté au courant hielt und dies observiert hatte. Daraufhin bekam er auch einen Ballon, dann erzählte er seinem Tischnachbar die Sage des Dragon.“

Persönliche Bewertung

Ironische Krimikomödie und Studie der Fan-Psychologie - beste Unterhaltungslektüre im Dreierpack

5 von 5

Vorab: Die Sammelausgabe der drei Geschichten in einem Buch ist absolut sinnvoll, denn – auch wenn das zunächst nicht so erscheinen mag – hängen sie irgendwie zusammen, und das nicht nur wegen ihrer wiederkehrenden Charaktere. Die losen Fäden, die halboffenen Fragen, die Zweifel, die trotz vermeintlicher Auflösung am Ende des ersten und zweiten Bandes bleiben, lösen sich am Ende des dritten Bandes auf sehr geschickte Weise auf und zeigen den Zusammenhang. Es lohnt also unbedingt, alle drei Bände zu lesen, und zwar in genau der vorgesehenen Reihenfolge.

Das lokale Eishockeymilieu als Kulisse für die Morde ist nicht nur für Fans des Sports sehr unterhaltsam zu beobachten. Das Gebaren der Fans, ihr Fanatismus (nach diesem Buch dürfte niemand sich mehr über die Verwandtschaft der beiden Begriffe wundern) und ihre ganz eigene Logik fängt David Bielmann perfekt ein. Man merkt ihm deutlich an, dass er ein Kenner der Szene ist, sich aber dennoch einen gewissen Abstand bewahrt hat, der es ihm ermöglicht, die Psychologie des „gemeinen Fans“ ironisch aus der Distanz zu betrachten und durch seinen auktorialen Erzähler zu kommentieren. Sei es die Logik, dass bei Weltmeisterschaften der Lokalpatriotismus dem nationalen Patriotismus Platz macht und gegnerische Spieler plötzlich keine Feinde mehr sind, oder die Dramatik, die ein Wechsel eines Spielers in die gegnerische Mannschaft mit sich bringt – ob Eishockey oder Fußball, die Fans ticken hier ähnlich und so stehen Fredi und seine Kumpane nicht nur für die Eishockeyszene. (Deutsche Fußballfans mögen sich an dieser Stelle an das Grausen der Dortmunder Fans bei Mario Götzes Wechsel zu Bayern oder das Entsetzen der Schalker Fans bei Manuel Neuers „verräterischem“ Überlaufen zu Bayern erinnern.) Die psychologische Charakterisierung gelingt dem Autor sehr gut und dürfte unbeteiligte wie Involvierte mit Sinn für Humor gleichermaßen unterhalten.

Außerhalb des Sports als Lebensinhalt sind auch die privaten Schicksale der Charaktere interessant sowie ihre unterschiedliche Reaktion auf den Mord. Während Fredi sich der Tragik in keinster Weise bewusst scheint und er sich fast als „Bad Boy“, als Held aus einem seiner Lieblingsfilme sieht, geht seinen Eishockeyfreunden der Tote weit mehr an die Nieren. Auch August Arnauds Verhalten ist interessant, jedoch erst am Ende der dritten Geschichte völlig nachvollziehbar. Kurts unglückliche Beziehung, Fredis Leben als dauerarbeitsloser Gammler, die redefreudige weil vermutlich einsame Nachbarin des Opfers – die vielen kleinen menschlichen Episoden der Haupt- und Nebencharaktere machen die drei Geschichten so charmant und authentisch, und das völig unabhängig vom Grundthema Eishockey.

Der Autor David Bielmann ist Schweizer. Entsprechend folgt die Rechtschreibung, mitunter auch die Grammatik, den Schweizer Regeln. Für Leser aus Deutschland sind die Geschichten dennoch sehr gut lesbar – und eine Chance, mit Begriffen wie bedingte und unbedingte Verurteilung oder „Töfflifahrer“ den eigenen Horizont und Wortschatz zu erweitern. Ein Highlight sind die Übersetzungsfragmente aus klassischen Werken wie Alice im Wunderland, die von einem Charakter der dritten Geschichte ins Senslerdeutsche übertragen wurden. Für Dialektunkundige eine sehr knifflige Aufgabe, den ungewohnten Worten ihren Sinn zu entlocken, ein großer Spaß aber dennoch!

Fazit

David Bielmann unterhält, indem er gleichzeitig Insider und ironischer Betrachter der Schweizer Eishockey-Szene ist, in der sich die drei Kriminalgeschichten abspielen. Für Schweizer Eishockey-Fans ein Muss (besonders Freiburger finden zahlreiche lokale Anspielungen), lesenswert jedoch auch für alle anderen Freunde des Sports oder für alle, die sich für Krimikomödien begeistern können und sich nicht von den sportlichen Insights abschrecken lassen.

ISBN10
3952365785
ISBN13
9783952365786
Dt. Erstveröffentlichung
2013
Broschierte Ausgabe
281 Seiten