Ist mein Hintern wirklich so dick?

Tagebuch einer empfindsamen Frau

Autoren
Übersetzer
Susanne Kundmüller - Bianchini
Verlag
Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv)
Anspruch
4 von 5
Humor
5 von 5
Lesespaß
5 von 5
Schreibstil
4 von 5
Spannung
4 von 5

Bei Amazon ansehen

Zusammenfassung zu “Ist mein Hintern wirklich so dick?”

Jacqueline M. Pane ist eigentlich eine gestandene Mittdreißigerin. Erfolgreich im Beruf, sehnt sie sich nun nach ein wenig Zweisamkeit und Familie. Die letzte Beziehung war ein wenig masochistisch, aber das realisiert sie nicht, denn sie ist völlig im Bann ihrer Figur und in dem Ringen um Anerkennung gefangen. Sie findet sich zu dick – und verzweifelt überhaupt an ihrem Körper. Wenn sie nicht gerade von ihrer Arbeit in Anspruch genommen ist, drehen sich ihre Gedanken ausschließlich um all das, was sie an sich selbst minderwertig findet. Diese Denkschiene ist derart stark entwickelt, dass die Wahrnehmung der Außenwelt, die Wahrnehmung der Reaktionen anderer Personen auf sie selbst, völlig in das Surreale verdreht wird. Und darin gipfelt, dass sie ihre zwei männlichen Bewunderer für ein schwules Pärchen hält – eine wahrhaft urkomische Szene! Glücklicherweise entscheidet Jacqueline sich zumindest gegen eine Schönheits-Operation, wenngleich es ihr erfolgreich gelingt, den Mann, der sich wahrscheinlich wirklich für sie interessiert – und sie eventuell sogar aufrichtig mag – zu vertreiben. Und dabei noch zu denken, er hätte sie sitzen gelassen. All diese – ureigenen – Reflexionen hält Jacqueline in ihrem Tagebuch fest – erweitert um Beschreibungen der Konflikte mit Vater, Mutter und Bruder. Ein ganz normales Leben quasi, wenn man nicht in Kleidergröße 36 passt. Die Lösung bringt ein Artikel über vollschlanke Frauen, für den sich Marie zur Verfügung stellt – oder doch eher die Liebe?

Zitate

„Es gilt, verschiedene Therapieformen zu unterscheiden. Jede Therapie verfolgt grundsätzlich das Ziel, dem Patienten bei der Suche nach sich selbst zu helfen. ER soll sich nicht länger mit idealen Wunschphantasien – der Suche nach dem perfekten Ich, dem perfekten Ort et cetera – aufhalten müssen, sondern lernen, sich so zu akeptieren, wie er ist. Eine Therapie kann zu vielen Veränderungen führen, aber die wichtigste und umfassendste liegt in der Akzeptanz – Akzeptanz der eigenen Person und der individuellen Lebensumstände -, auf daß der Patient befähigt wird, das Beste aus seinen Möglichkeiten zu machen.“

„Gut, daß ich mich gerade jetzt so mies fühle – dann schneide ich wenigsten morgen bei meinem Therapie-Orientierungsgespräch gut ab. Kann mich nicht entscheiden, ob ich Sachen anziehen soll, in denen ich richtig niedergeschlagen und von Minderwertigkeitskomplexen gebeutelt wirke (so daß der Gutachter gleich Mitleid mit mir bekommt und mir einen richtig guten Therapeuten zuweist), oder ob ich lieber etwas nehme, war mir gut steht.“

„Was ist mit meinen Brüsten? Meine Brüste sehen eigentlich ganz manierlich aus, solange ich liege – wünschte, das würde auch auf andere Positionen zutreffen. Aber dazu wäre schon eine bahnbrechende Erfindung notwendig, die zumindest die Gesetze der Schwerkraft aufhebt.“

„Gott, ich finde es ein bißchen deprimierend, meine guten Eigenschaften aufzulisten; mit den schlechten täte ich mich, glaube ich, leichter. Zumindest hätte ich mir mehr vorzuwerfen.“

Persönliche Bewertung

Satirisch-amüsanter Selbsthilfe-Ratgeber „Rund um die Figur“

4 von 5

Unglaublich witzig und humorvoll wird ein eigentlich recht ernsthaftes Thema angepackt. Die Tagebuchschreiberin ist nahezu obsessiv von ihren figürlichen (und auch sonstigen) Mängeln besessen. Ihre Wahrnehmung ist vollständig verzerrt. Glücklicherweise scheint irgendwo ein gesunder Kern verborgen zu sein: Sie wird nicht zur Therapie angenommen, hat noch keine Bulimie entwickelt, und verweigert auch die Schönheitsoperation. Der warmherzig humorvolle Ton, mit dem über die krankhafte Besessenheit von der eigenen Person geschrieben wird, verdeutlicht ziemlich eindrucksvoll die Dramatik und das Leid, das sich hinter derartigen Denkmustern versteckt – und lässt doch schmunzeln! Was wohl der große Verdienst der Autorin Arabella Weir ist, um deren Erstlingswerk es sich bei diesem Roman – Tagebuch handelt. Humor kann ein exzellentes Heilmittel sein – daher hier eine Leseempfehlung.

Fazit

Satirisch-amüsanter Selbsthilfe-Ratgeber „Rund um die Figur“ in Tagebuch-Roman-Form – wirkt garantiert!

Originaltitel
Does My Bum Look Big in This? The Diary of an Insecure Woman
ISBN10
3423207698
ISBN13
9783423207690
Dt. Erstveröffentlichung
1998
Taschenbuchausgabe
240 Seiten