Familie Grunz hat Ärger

Autoren
Illustrator
Axel Scheffler
Übersetzer
Harry Rowohlt
Verlag
Beltz und Gelberg

Zusammenfassung zu “Familie Grunz hat Ärger”

Herr und Frau Grunz wohnen in einem selbst zusammengebauten Wohnwagen, in dem sie durch die Welt fahren. Seit sie von einer Wäscheleine einen kleinen Jungen mitnahmen, haben sie einen Sohn, der „Sohnemann“ heißt. Wo auch immer die Grunzens hinkommen, der Ärger scheint vorprogrammiert. Und überhaupt haben sie mit einer normalen Familie wenig gemeinsam: Gekocht wird aus allem, was sie unterwegs finden, am liebsten Plattgefahrenes von der Straße (seien es Tiere oder Gummireifen); ihr Sohn muss auf der Treppe schlafen, und sie streiten sich regelmäßig um eine ausgestopfte Katze namens Ingwerkeks.

Als ihr Weg sie vor das Anwesen von Herrn und Frau von Guuth führt, rettet Sohnemann das Schuhputzer-Mädchen Mimi vor einem von seinem Vater aufgeschreckten Bienenschwarm und macht so Bekanntschaft mit Herrn von Guuth und seinen Bediensteten. Seine Eltern unterdessen sind verabredet, sodass sie ausnahmsweise bei ihrer Weiterfahrt ein konkretes Ziel ansteuern. Am Treffpunkt angekommen, wird Sohnemann vorgeschickt, um den Austausch zweier Umschläge mit einem Clown namens Herr Lippi in die Wege zu leiten. Im Umschlag, den Sohnemann seinen Eltern mitbringt, befindet sich eine Schatzkarte, die sie direkt zu einem Elefanten führen soll…

Wichtige Charaktere

  • Sohnemann
  • Herr und Frau Grunz
  • Mimi, der Schuhputzjunge
  • Herr v. Guuth
  • Frau v. Guuth, genannt „La-La“, und das Schwein Majonette
  • Herr Sack, der Gärtner
  • Larry Schlecht
  • Pfirsing, der Butler
  • Agnes, die Köchin und Kammerzofe
  • Hans, das Faktotum
  • Herr Lippi
  • Jeremias
  • Rüssel
  • der Elefant „Finger“
  • Bärtram „Der Bärbeiß“ Braun
  • die Kolibris Brutzel und Twist
  • der Papagei Monty
  • die ausgestopfte Katze „Ingwerkeks“
  • die Esel Klipp und Klapp

Zitate

„Sie wohnten in einem Wohnwagen, den Herr Grunz und sein Vati (der alte Herr Grunz) aus Kramzeugs zusammengebaut hatten, aus Kramzeugs wie einem alten Geräteschuppen, dem Beiwagen von einem Motorrad-mit-Beiwagen, der weniger interessanten Hälfte eines Eiswagens und reichlich Surium (aus einer Sammlung von Sammelsurium) wie einem alte Hundezwinger, einigen Holzplanken und einer Milchkaffeeaufschäum-Maschine. Das Endergebnis sah so aus, dass die vernünftigsten Menschen davonrannten, wenn es von den beiden Eseln der Grunzens, Klipp und Klapp, um die Ecke gezogen wurde.“

„Wenn du es wirklich wissen willst: Sohnemann war sehr versucht, einen bis zwei Steine zu schmeißen. Er wusste, dass es meist falsch war, Steine auf Sachen zu schmeißen, aber in seinem Leben hatte es bisher keinerlei Steineschmeißen gegeben und dieser ordentlich pyramidenförmige Haufen Steine sah extrem schmeißbar aus.
Jeder Stein hatte ungefähr die Form und Größe eines Tennisballs, genau die Art Größe, die man sich für einen Schmeißstein wünscht. (Nicht, dass ich JEMALS Steine schmeiße, nicht einmal, wenn einer mit einnem winzig leisen Stimmchen in meinem Kopf, einem Stimmchen, das nur ich hören kann ‚Schmeiß mich! Schmeiß mich!‘ zu sagen scheint.“

Alle Bände von Familie Grunz

1. Familie Grunz hat Ärger
2. Familie Grunz gerät ins Schwimmen
3. Familie Grunz in der Bredouille (August 2014)

Links

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Persönliche Bewertung

Kauzige Charaktere, anarchischer Humor und unvergleichlicher Wortwitz - Philip Ardagh und Harry Rowohlt in Bestform!

5 von 5

Philip Ardagh kennt man vor allem durch seine preisgekrönte Reihe um Eddie Dickens. Mit den Grunzens legt er eine neue Reihe vor, die der Dickens-Familie das Wasser reichen kann. Wer „Schlimmes Ende“ und seine Nachfolgebände kennt, wird zahlreiche Parallelen zwischen den beiden verdrehten Familien mit ihrem recht normalen Sohn feststellen (allein Frau Grunzens Liebe zu ihrer ausgestopften Katze „Ingwerkeks“ und Tante Mauds geliebtes ausgestopftes Wiesel „Malcolm“). Dem Lesespaß tut dies keinen Abbruch, denn der Autor verfügt über ausreichend absurde Fantasie für zahllose weitere Bücher.

Der Verlag empfiehlt dieses Buch ab 8 Jahren, Philip Ardaghs Gedankensprünge und schräger Humor dürfte die Mehrheit der Leser in diesem Alter jedoch überfordern und ist eher für eine Zielgruppe ab 10 Jahren (wie seine Eddie Dickens Reihe) zu empfehlen. Eine Obergrenze gibt es jedoch nicht: Wie wir feststellen durften, unterhält dieses Buch nicht nur junggebliebene (junge) Erwachsene, sondern auch ältere Menschen mit Sinn für absurden anarchischen Humor vortrefflich.

Wer eine strukturierte Geschichte sucht, einen Erzählstil, der den gängigen Regeln für Autoren folgt, wird mit Ardagh nicht warm werden. Der Autor springt in seinen Gedanken, die Einschübe, persönlichen Anmerkungen und einfach abwegigen Abschweifungen haben bei ihm System. Man kann diese persönliche Note des Autors lieben oder ihr in ihrer Kuriosität nichts abgewinnen – Tatsache ist, dass Ardagh unverwechselbar ist. Einen roten Faden gibt es dennoch: In dieser Geschichte ist es Sohnemanns Bekanntschaft mit dem Haushalt der Guuhts und die Schatzsuche, bis am Ende alle Charaktere zum großen Finale wieder aufeinandertreffen.

Die ungekrönten Könige der kauzigen Personen sind sicherlich Herr und Frau Grunz: In ihrem besonderen Umgang miteinander sind sie fast sympathisch und rührend, in ihrer Unberechenbarkeit tragen sie maßgeblich zur Spannung in der Geschichte bei. Sohnemann dagegen ist die Identifikationsfigur: Der auktoriale Erzähler fokussiert auf ihn, und auch durch sein Alter und seine vergleichweise normalen Reaktionen auf die Schrulligkeiten seiner Eltern ist er die optimale Hauptfigur für die Zielgruppe. Zur schrägen Familie kommen im Laufe der Geschichte weitere absonderliche Charaktere hinzu: Herr Schlecht mit seinen unverständlichen Kampagnen gegen Herrn von Guuth zum Beispiel oder Jeremias, der in einem Apfel wohnt.

Doch Ardagh ist nicht nur ein Komiker mit einem außergewöhnlichen Sinn für Sprache und Wörter (Elefant = „Riesentier mit Ausziehnase“). Wer aufmerksam liest, wird den einen oder anderen sozialkritischen Anklang finden. Auf überspitzte Weise hält der Autor seinen Lesern einen Spiegel vor, denn die eine oder andere irrationale Verhaltensweise kann sicherlich jeder an sich entdecken. Auch in Bezug auf den Elefanten am Ende der Geschichte schlägt er durch seinen ehemaligen Zirkusdirektor kritische Töne an. Es muss nicht auch die Meinung des Autors widerspiegeln, doch es liegt nahe zu vermuten, dass sie mit ihr übereinstimmt, wenn zu lesen ist, der Direktor hätte ausschließlich Tiere in Not gerettet, er würde niemals Tiere aus der Wildnis einfangen, denn das wäre „grundfalsch“ und er habe seine Tiere nie zu Kunststücken gezwungen sondern sie einfach selbst herausfinden lassen, was sie gern machen und gut können. Vielleicht mag diese Zirkuskritik nicht weit genug gehen, doch kann es als Ardaghs ganz eigene Art verstanden werden, auf Missstände hinzuweisen, ohne zu moralisieren oder den Humor des Buches zu verderben.

Ihren Anteil an der Grandiosität dieses Buches haben sicherlich auch der Illustrator Axel Scheffler und der Übersetzer Harry Rowohlt. Scheffler kennt man bisher vor allem durch den Grüffelo und seine zahlreichen anderen Bilderbücher in Zusammenarbeit mit Julia Donaldson. Zunächst mutet es etwas seltsam an, Schefflers bekannte Illustrationen in einem so skurrilen Buch zu finden, doch passen sie durchaus zu den Charakteren und der Geschichte. Größte Hochachtung gebührt außerdem Harry Rowohlt für seine Übertragung ins Deutsche. Von eine „Übersetzung“ mag man an dieser Stelle gar nicht sprechen, denn es ist weit mehr als das: Ardaghs schier unübersetzbare Sprache zu übertragen, ohne dass etwas von ihrem Witz und ihrer absoluten Absurdität verloren geht, ist ein Meisterwerk. Kaum einem anderen Übersetzer ist diese Aufgabe zuzutrauen und zuzumuten. Rowohlt gelingt sie vortrefflich. Und so ist es die Zusammenarbeit dieser drei Ausnahmetalente, die zu einem so erstaunlichen Ergebnis führt, das sicherlich nicht für jeden Leser das Richtige ist, aber in jedem Fall seinesgleichen sucht.

Fazit

Philip Ardagh ist sicherlich ein Autor, der die Lesergemeinschaft spaltet. Manch einem mag er zu albern erscheinen, doch muss man sich vor seinem unglaublich absurden, aber dennoch stimmigen Humor einfach verneigen. Axel Scheffler erweckt in seinen Illustrationen die Familie Grunz und ihre Bekannten zu schrägem Leben, während der unvergleichliche Harry Rowohlt die schier unlösbare Aufgabe, Ardaghs Wortwitz ins Deutsche zu übertragen, mit Bravour meistert. Als Fan von abstrusem Humor muss man das Werk dieses Trios einfach lieben und sich auf die angekündigten Fortsetzungen freuen.

Originaltitel
The Grunts in Trouble
ISBN10
3407820321
ISBN13
9783407820327
Dt. Erstveröffentlichung
2013
Gebundene Ausgabe
240 Seiten
Empfohlenes Lesealter
Ab 8 Jahren