Extra Garn

Autoren
Illustrator
Jon Klassen
Übersetzer
Susanne Lin
Verlag
Verlag Freies Geistesleben
Anspruch
4 von 5
Humor
5 von 5
Lesespaß
5 von 5
Schreibstil
5 von 5
Spannung
5 von 5

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Zusammenfassung zu “Extra Garn”

Mitten im Winter findet Annabelle im Schnee eine Truhe mit buntem Garn. Zu Hause strickt sie sich daraus einen Pullover, hat aber immer noch etwas Wolle übrig. So bekommt auch ihr Hund Mars einen Pullover. Aber wieder ist noch Faden übrig, und als sie auf einem Spaziergang Nico und seinen Hund trifft, strickt sie auch ihnen Pullover. Als Annabelle in der Schule wegen ihres bunten Pullovers alle Aufmerksamkeit auf sich zieht, beschwert sich ihr Lehrer Herr Müller, dass er so nicht unterrichten könne. Daraufhin hat Annabell eine Idee: Sie wird einfach für alle einen bunten Pullover stricken. Obwohl Herr Müller das für unmöglich hält, gelingt es ihr und sie hört noch lange nicht mit dem Stricken auf. Das Phänomen des nicht enden wollenden Fadens spricht sich herum und schon kommen Touristen aus der ganzen Welt, um Annabelle und ihr Werk zu sehen. Auch ein Erzherzog interessiert sich für Annabelle bzw. ihre Truhe und will sie ihr für sehr viel Geld abkaufen. Als sie jedoch die Truhe für unverkäuflich erklärt, heuert der Erzherzog drei Räuber an, um doch noch an die kostbare Truhe zu kommen…

Wichtige Charaktere

  • Annabelle
  • ihr Hund Mars
  • Nico und sein Hund
  • ihr Lehrer Herr Müller
  • ein Erzherzog
  • drei Räuber

Zitate

„Es war an einem kalten Nachmittag, in einer kalten kleinen Stadt – überall war es entweder weiß vom Schnee oder schwarz vom Ruß der Schornsteine, da fand Annabelle eine kleine Truhe voll mit Wollgarn in allen Farben.“

„Der Bart des Erzherzogs zuckte.
‚Zwei Millionen‘, sagte er.
Annabelle schüttelte den Kopf.
‚Nein, danke.‘
‚Zehn Millionen!‘, schrie der Erzherzog.
‚So oder gar nicht!‘
‚Dann gar nicht‘, sagte Annabelle.
‚Ich werde das Garn nicht verkaufen.‘
Und sie tat es nicht.“

Persönliche Bewertung

Wundervolle Wintergeschichte über die Kraft der Phantasie!

5 von 5

Mac Barnetts erstes ins Deutsche übersetzte Buch ist ein beeindruckender Beweis dafür, was gute Kinderbücher ausmacht: Sie sind nicht nur für Kinder! Mit der Geschichte um Annabelle, die mitten im Winter eine Truhe mit magischem Wollgarn findet, schreibt der Autor sich gleichermaßen in die Herzen von Kindern und Erwachsenen. Denn es ist nicht einfach ein magisches Garn in der Kiste, sondern es ist das Kind selber, welches den Zauber entfacht. Das Garn verliert seine Wirkung, wenn es in falsche Hände gerät, wie der Erzherzog wütend feststellen muss. Annabelle jedoch glaubt an die Kraft der Phantasie, und so kann sie stricken und stricken, und das Garn wird nicht weniger. Aller Wintertristesse zum Trotz bringt Annabelle ihrer Stadt neue Hoffnung und lässt sich auch von ihrem Lehrer nicht entmutigen, weiterhin an das (Un-)Mögliche zu glauben.

Mac Barnett hat nicht nur an Poesie, sondern auch an die richtige Portion Humor und Spannung für ein unvergessliches Leseerlebnis gedacht, das man immer wieder aufs neue gerne aus dem Bücherschrank hervorholt. Witzige Charaktere wie der kleine Louis, Dr. Palmer oder Herr Müller auf der einen und der mürrische Herr Müller, die drei Räuber und der Erzherzog auf der anderen Seite mit Annabelle und ihrem Hund in der Mitte, balancieren die Geschichte neben weiteren Figuren perfekt aus. Die Tiefgründigkeit in Form der leeren Schatulle und der symbolische Charakter des bunten Garns finden am Ende der Geschichte ein gebührendes Ende. Die Leser und Vorleser können das Buch mit einem beruhigten Gefühl gestärkt beiseitelegen und noch lange von der positiven Kraft, die es verströmt, zehren – besonders an grauen Novembertagen, in dunklen, langen Wintern oder immer dann, wenn sie dabei sind, den Glauben zu verlieren…

Die unnachahmliche Gestaltung der Illustrationen für dieses Bilderbuch hat kein Geringerer als Jon Klassen beigesteuert. Während er mit den beiden Hut-Büchern selber als Autor in Erscheinung trat, zeigt er wie schon in Ted Koosers „Das Haus in den Bäumen“, wie glücklich man sich schätzen darf, wenn er ein „fremdes Buch“ illustriert. Denn sein unverbrauchter, eigenwilliger, zeitloser Stil setzt die Handlung ungemein aussdrucksstark ins Bild. Auch in „Extra Garn“ schafft er es exzellent, mit wenigen Farben ein stimmiges Ganzes zu zaubern. Geschickt setzt er dabei das bunte Garn als Kontrast zum weißen Hintergrund und den Sepiatönen der Häuser, Bäume und Figuren. Während die Bäume wie ein Linoliumdruck aussehen, hat er für die bunten Garnkreationen eine raffinierte Lösung gefunden, die sich perfekt in seinen Grundstil einpasst. Natürlich lässt Klassen es sich nicht nehmen, den Hauptfiguren aus „Wo ist mein Hut“ einen Gastauftritt zu verschaffen, so dass es für Eingeweihte ein lustiges Wiedersehen gibt…

Fazit

Mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter die ehrwürdige Caldecott Medal, haben Barnett und Klassen eine Winterwundergeschichte vorgelegt, die ein Leuchten in graue Tage und die Augen des Betrachters zaubert. Außergewöhnlich gut und überhaupt nicht kitschig, für alle Altergruppen wärmstens empfohlen!

Originaltitel
Extra Yarn
ISBN10
3772526888
ISBN13
9783772526886
Dt. Erstveröffentlichung
2013
Gebundene Ausgabe
40 Seiten
Empfohlenes Lesealter
Ab 5 Jahren