Der Tod in Venedig

Autoren
Verlag
Fischer Taschenbuch Verlag
Anspruch
5 von 5
Humor
3 von 5
Lesespaß
4 von 5
Schreibstil
5 von 5
Spannung
4 von 5

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Zusammenfassung zu “Der Tod in Venedig”

Die schmale Novelle rankt sich um Gustav von Aschenbach, ein berühmter, etwa 50-jähriger Schriftsteller. In seinem Leben gab es bislang nur die Kunst und das Streben nach Ruhm. In seiner Reiselust bricht er nach Italien auf, Umwege führen ihn nach Venedig. Hier, im riesigen Grandhotel Excelsior, trifft er auf den 14-jährigen Tadzio. Der Junge ist mit seiner Familie aus Polen angereist. Von Aschenbach verfällt seinen zarten Gesichtszügen. Die Leidenschaft zu dem Kind wird immer größer. Das feucht-heiße Wetter bekommt von Aschenbach nicht, also plant er seine Abreise. Auf dem Bahnhof wird sein Koffer falsch verschickt – von Aschenbach muss also wieder ins Hotel zurück und auf die Ankunft des Koffers warten. Die Gefühle für den Knaben nehmen nicht ab. Schließlich gesteht sich der Schriftsteller seine Liebe zu Tadzio ein. Zeitgleich wird Venedig von einer Cholera-Epidemie überrollt. Trotz Warnungen entscheidet sich von Aschenbach gegen eine Abreise. Auch der polnischen Familie erzählt er nichts von der drohenden Gefahr. Er befürchtet, dass sie abreisen könnte. Damit wäre Tadzio für ihn verloren. Um ihm zu gefallen, lässt sich von Aschenbach schminken und die Haare färben. Die Entwürdigung schreitet voran. In den Gassen der Stadt kauft von Aschenbach sich Erdbeeren. Er ahnt nicht, dass die Früchte mit Cholerabakterien infiziert sind. Das letzte Bild zeigt von Aschenbach, wie er am Strand in einem Liegestuhl liegt. Er beobachtet Tadzio und es scheint ihm sogar, als würde der Junge ihm zuwinken…

Wichtige Charaktere

  • Gustav von Aschenbach, bekannter Schriftsteller
  • Tadzio, 14-jähriger polnischer Junge

Interpretation

Thomas Mann verfasste seine Novelle 1911. Sie beschreibt das Leben eines Mannes, das sich ausschließlich um sein Dasein als Künstler dreht. Zwischenmenschliche Aspekte fehlen gänzlich. Gustav von Aschenbach besitzt weder Frau noch Kinder. Umso überraschender trifft die Hauptfigur seine plötzliche Zuneigung zu einem Kind, dem 14-jährigen Tadzio. Und hier beginnen die Fehldeutungen in der Literaturgeschichte. Thomas Mann wehrte sich stets gegen die Interpretation des Textes als reines Homo-Buch. Vielmehr komme es ihm darauf an, die Schönheit, die Anmut des noch unverbrauchten Jungen zu zeigen. Der alte Dichter dagegen ist mit seinem der Kunst gewidmetem Leben ins Leere gelaufen. Kein Wunder, dass das Motiv des Todes sehr häufig auftritt. Zudem entstand das Buch kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Der Text erhält mit Venedig als stinkende, faulende Lagunenstadt noch einen zusätzlichen Beigeschmack. Wer sich die Biografie Thomas Manns anschaut, wird schnell Parallelen zur Novelle entdecken. Familie Mann reiste 1911 nach Venedig. Auch ähneln die beschriebenen Werke von Gustav von Aschenbach jenen Werken, die Thomas Mann bis dato verfasst hat. Und nicht zuletzt gab es den polnischen Jungen Tadzio wirklich: Ihn traf Thomas Mann damals auf seiner Reise. Doch erst mehr als 50 Jahre später gab der Baron sich einem bekannten Magazin zu erkennen.

Persönliche Bewertung

Eine tragische Schilderung über die Entwürdigung eines Mannes.

4 von 5

„Tod in Venedig“ gehört zur Weltliteratur. Die Verfilmung hat das Werk zusätzlich bekannt gemacht. Die Entstehung der Novelle liegt mehr als 100 Jahre zurück. Kein Wunder, dass die Schreibweise beim Lesen zuweilen sehr anstrengend wirkt. Ein Satz reicht oftmals über eine ganze Seite und die vielen Nebensätze verwirren. Manche Wörter wirken inzwischen antiquiert. Trotzdem ist die Sprache eine sehr schöne Sprache, die leichtfüßig und schwebend daher kommt. Schön ist auch der Gegenstand des Textes: Der 14-jährige Tadzio, in den sich Gustav von Aschenbach verliebt. Dieser Junge vermag es, mit seiner Jugendlichkeit und Unschuld von Aschenbachs festgefahrene Muster aufzubrechen. Wer die Novelle auf diese Weise und nicht als homo-erotisches Drama liest, wird entsetzt sein über die mögliche Entwürdigung eines gestandenen Mannes. Dieser gestandene Mann fragt sich plötzlich am Ende seines Lebens: Soll es das gewesen sein? War es richtig, sich tagein tagaus nur mit Literatur statt mit menschlichen Dingen zu befassen? Die späte Reue, etwas verpasst zu haben, quält von Aschenbach zutiefst. Dass am Ende nur der Tod (durch eine Cholera-Epidemie) steht, ist bitter, aber konsequent vom Autor gelöst. Selten ist in einem Buch so nachdrücklich darauf hingewiesen worden, sich vor den wirklich wichtigen Themen des Lebens nicht zu verschließen und keinen Tag ohne Schönheit, ohne Liebe zu verbringen.

Fazit

Liebhaber von verschachtelten Sätzen und langen Beschreibungen werden ihre Freude haben. Geschickt ist der Beginn der erwachenden Liebe des Gustav von Aschenbach zu dem erst 14-jährigen Tadzio dargestellt, die am Ende in einer Tragödie gipfelt. Meisterhaft, wie Thomas Mann auf das mit jedem Tag mehr entwürdigende Verhalten seiner Hauptfigur hinsteuert.

ISBN10
3596112664
ISBN13
9783596112661
Tachenbuchausgabe:
144 Seiten