Der alte Mann und das Meer

Autoren
Übersetzer
Werner Schmitz
Verlag
Rowohlt Verlag
Anspruch
4 von 5
Humor
5 von 5
Lesespaß
4 von 5
Schreibstil
5 von 5
Spannung
5 von 5

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Zusammenfassung zu “Der alte Mann und das Meer”

Die Handlung des Romans ist übersichtlich und schnell erzählt: Santiago, ein alter Mann, fährt wie jeden Tag auf das Meer hinaus. Seit 87 Tagen hat der Kubaner keinen Fisch mehr gefangen. Manolin, ein junger Mann, will ihm helfen. Doch die Eltern des Jungen schicken ihn zu Fischern mit mehr Fangglück. Auch Santiago selbst lehnt Manolins Hilfe ab. Hätte er ihn nur mitgenommen! Denn auf einmal beißt ein riesiger Marlin an. Der Raubfisch zerrt das kleine Boot über das Meer. Der alte Mann schafft es nicht, den Fisch ins Boot zu ziehen. Zwei ganze Tage und zwei volle Nächte lang dauert die Irrfahrt. In diesen Kampf mit der Natur fließen Erinnerungen und Vorstellungen meisterhaft ein. So beginnt der alte Mann, sich mit dem Marlin zu unterhalten. Er nennt ihn seinen „Bruder“. Erst am dritten Tage verlassen den Raubfisch die Kräfte. Der Fischer tötet das Tier mit seiner Harpune und macht sich auf den Heimweg. In Gedanken malt er sich bereits aus, welchen Preis er mit dem Fisch erzielen wird. Doch es kommt anders. Durch das Blut des Marlins werden Haie angelockt. Viele Haie. Und diese Haie reißen sich ein Stück nach dem anderen aus dem Körper des Marlins. Am Ende bleibt nur das Skelett übrig. Der alte Fischer sucht die Schuld für den Verlust bei sich selbst. Er trägt als Zeichen des Leidens nach seiner Rückkehr im Hafen den schweren Mast bis zu seiner Hütte. Dort bricht er zusammen. Am nächsten Tag wird er von Manolin gefunden, der ihm verspricht, wieder mit ihm zu fischen. Währenddessen bestaunen die anderen Fischer das riesige Fischskelett.

Wichtige Charaktere

  • Santiago, ein alte Fischer
  • Manolin, ein junger Fischer

Interpretation

Die Erzählung kann als ein Gleichnis für ein mühseliges Dasein verstanden werden, dessen Sinn nicht allein durch äußere Siege und Belobigungen bestätigt werden muss. So kämpft sich der alte Fischer tapfer durch sein hartes und von Entbehrungen gezeichnetes Leben. Auch, wenn er hungrig ist und von den anderen Fischern aufgrund seines Pechs beim Angeln inzwischen gemieden wird, verliert er in keiner Minute den Respekt vor der Natur. Es ist auch die Natur, die am Ende gewinnt, die dem Fischer den gefangenen Fisch wieder abverlangt. Die Art und Weise, wie er die ganze Zeit mit dem gefangenen Raubfisch spricht („Bruder“), zeugt von einer menschlichen Größe, die seinesgleichen sucht. Mit seinem Buch lenkt Ernest Hemingway den Blick auf die Randfiguren, auf jene Menschen, die eher selten im Licht stehen. An der detaillierten Beschreibung kann man seine Liebe zu diesen einfachen Menschen ablesen. Und diese Liebe, diesen Blick für das Einfache möchte der Schriftsteller an seine Leser weitergeben. Er tut dies mit ungeschönten, passgenauen Beschreibungen der äußeren und inneren Geschehnisse dieser einzigen Ausfahrt des alten Mannes aufs Meer hinaus. Das Tragen des schweren Mastes am Ende ist ein Vergleich mit dem Leidensweg von Jesus Christus. So mag der Fischer den Kampf verloren haben, doch seinen Stolz, seine Zuversicht wird er niemals verlieren.

Zitate

„Er war ein alter Mann und fischte allein in einem Boot im Golfstrom, und seit vierundachtzig Tagen hatte er keinen Fisch gefangen. Die ersten vierzig Tage hatte ihn ein Junge begleitet. Aber nach vierzig Tagen ohne einen einzigen Fisch hatten die Eltern des Jungen gesagt, der alte Mann sei jetzt endgültig und eindeutig salao, was die schlimmste Form von glücklos ist, und der Junge war auf ihr Geheiß mit einem anderen Boot gefahren, das in der ersten Woche drei gute Fische fing.“

„Als der Junge zurückkam, schlief der alte Mann auf dem Stuhl, die Sonne war untergegangen. Der Junge nahm die alte Armeedecke vom Bett und breitete sie über die Stuhllehne und die Schultern des alten Mannes. Es waren merkwürdige Schultern, sehr alt, aber noch kraftvoll, und auch der Hals war noch kräftig, und die Falten zeigten sich nicht so, wenn der alte Mann schlief und sein Kopf nach vorn gesunken war. Sein Hemd war so oft geflickt, dass es dem Segel glich, und die Sonne hatte die Flicken in viele verschiedene blasse Farben ausgebleicht.“

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Persönliche Bewertung

Ein kluges Buch über einen alten Fischer, der den Fang seines Lebens macht.

5 von 5

„Der alte Mann und das Meer“ begründete im großen Maße den Welterfolg von Ernest Hemingway. 1954, zwei Jahre nach dem ersten Erscheinen des Romans im Original, erhielt der Schriftsteller den Nobelpreis für Literatur. Wesentlich trug dazu auch der Roman über den alten Fischer bei. So mögen der übersichtliche Inhalt und die einfache Wortwahl nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir es mit einem Meister der Erzählkunst zu tun haben. Die detaillierten Beschreibungen („Der alte Mann war dünn und hager, mit vielen Falten im Nacken.“) erhöhen die Vorstellungskraft beim Leser und saugen ihn direkt in die Geschichte hinein. Man fiebert mit, wie der Alte mit dem Marlin kämpft. Man leidet mit, wie ihm die Hände aufreißen beim Festhalten der Angelschnur. Kurze, leicht verständliche Sätze erhöhen das Lesevergnügen. Kein Satz ist hier zuviel. Nichts verwirrt in diesem Text, der eigentlich eine kurze Novelle ist, eine Parabel auf den Kampf des Menschen mit der Natur. Sicherlich, am Ende gewinnt die Natur, doch der alte Mann hat sich tapfer geschlagen. Er hat gekämpft bis zum Schluss. Das Buch mag als eine einfache Lektüre verstanden werden, ist jedoch keineswegs leichte Kost. Vielmehr gilt es als Mahnung für den richtigen Umgang mit jeglicher Form des Lebens, mit der Natur. „Der alte Mann und das Meer“ ist eine Ode an das Leben. Es plädiert für ein Dasein, das seinen Sinn nicht allein durch äußere Siege bestätigt haben muss.

Fazit

Kaum ein anderer Autor versteht es so hervorragend, den Leser in die Geschichte hineinzuziehen. Meisterhaft entwickelt sich der Spannungsbogen. Meisterhaft auch die genauen Beschreibungen. Sie lassen das Erzählte nachempfinden. Der Roman ist ein Stück Weltliteratur, die zeigt, dass Großes auch mit einfachen Worten und einfachen Vorgängen erzählt werden kann. Eine sehr lesenswerte Erzählung, die auf jedem Lehrplan stehen sollte.

Originaltitel
The old man and the sea
ISBN10
3498030205
ISBN13
9783498030209
Dt. Erstveröffentlichung
2012 (1959)
Gebundene Ausgabe
160 Seiten