Das Einhorn auf Spurensuche

Autoren
Illustrator
Annika Siems
Verlag
Obelisk Verlag

Zusammenfassung zu “Das Einhorn auf Spurensuche”

In einer Zeit, in der es kaum noch Wasser gibt und die Wüstenbildung unaufhaltsam vorwärts schreitet, beschließt ein einsames Einhorn, den Weg in eine bessere Zukunft zu suchen. Es muss seinen einzigen Freund, einen über hundertjährigen Baum, zurück lassen, weil seine Sehnsucht nach einem anderen Einhorn zu groß ist. Dieses soll es „Drüben“ geben, an einem Ort jenseits der Sandwüste, hinter zerklüfteten Felsen. Das hat ihm zumindest der allwissende Wind zugeraunt. Das Einhorn muss den Baum verlassen, denn es hat dort keine Hoffnung mehr. Vage erinnert es sich an die vielen Spuren, die es früher einmal im Sand gab. Nun macht es sich auf den Weg und hofft auf die Hilfe des Windes. Nachdem dieser es im Kreis herumgeführt hat, hat er Mitleid mit dem Einhorn und fegt den Sand zu einer kleinen Straße auseinander, auf der Spuren sichtbar werden. Führen sie zu der glänzenden goldenen Tür, von der das Einhorn im Schlaf träumt? Es soll eine lange Reise mit vielen Zweifeln, Gefahren und Ungewissheiten werden, auf der es nicht alleine bleibt. Denn auch eine Eidechse, eine Gazelle, ein Lemur und ein Löwe suchen das „Drüben“…

Wichtige Charaktere

  • ein Einhorn
  • ein Baum
  • der Wind
  • eine Eidechse
  • eine Gazelle
  • ein Lemur
  • ein Löwe
  • die Menschen

Zitate

„Sein Traum aber ließ sein Fell erzittern. Ein Traum kann größer sein als alle Schluchten, größer als der Himmel oder das Meer. Er kennt keine Zeit und keine Grenzen.“

„Als das Einhorn sich zur Echse drehte, sah es, dass diese ganz verstört vor sich hin starrte. ‚Was ist mit dir?‘, fragte das Einhorn besorgt, denn es hatte dieses seltsame Tier schon lieb gewonnen.
‚Ach‘, sagte die Echse traurig, ‚ich habe ihn nicht gehört! Was bist du für ein Wesen, das den Wind reden hört?'“

Persönliche Bewertung

Schön gestaltetes, poetisch erzähltes Werk über Umweltzerstörung und Hoffnung

4 von 5

Traudi Reich erzählt in einer sehr poetischen Sprache eine leise Geschichte von Umweltzerstörung und ihren Folgen. In den 14 Kapiteln findet der Leser keine Action und auch keine witzigen Dialoge. Vielmehr schafft es die Autorin durch ihre geschliffene Sprache eine zeitlose, bedrohliche Atmosphäre zu erzeugen, die immer wieder von Mut und Hoffnung durchbrochen wird. Die Reise, auf der nur mäßig Spannendes passiert, könnte für ungeduldige Leser zu langatmig geraten sein. Wer tiefsinngen Gedankengängen und philosophischen Fragmenten nicht abgeneigt ist und sich auf das langsame Erzähltempo einlassen kann, wird den größten Gewinn von allen haben. Die Spurensuche des Einhorns enthält als zentrale Motive „Hoffnung“ und „Freundschaft“. Das Einhorn steht hierbei als Sinnbild für die Hoffnung, der Tiere wie der Menschen. Freundschaft gibt es zwischen dem Baum und dem Einhorn, die Tiere auf der Reise sind sicherlich eher als zufällige Reisebekanntschaften zu bezeichnen, die dasselbe Ziel eint.

So poetisch und tranceartig die Reise mit dem Wind als Helfer beschrieben wird, so unpoetisch endet die Geschichte etwas zu abrupt bei den Menschen, die durch Nachzüchtungen der Tiere ihre Fehler aus der Vergangenheit auszumerzen versuchen. Sicherlich ist es lobenswert, für junge Leser eine Perspektive anzubieten die Hoffnung macht, für die Tiere sind die Labors der Menschen allerdings sicherlich nicht das ersehnte „Paradies“. Zwar dürfen sie vorher in einen Park mit Wasser und Grün, doch die Wissenschaftler warten bereits. In diesem Zusammenhang von „Nachschub“ zu sprechen zeigt, dass bei der Rettung der Welt der Mensch sich immer noch als Krone der Schöpfung betrachtet. Was wäre, wenn man die Natur sich einfach selbst überlassen würde? Insgesamt sensibilisiert die Geschichte in einer nicht allzu fernen Zukunft jedoch für das Thema Umweltzerstörung. Zudem ist das Buch hochwertig mit Leinenrücken ausgestattet und enthält neben dem farbigen Titelbild auch sehenswerte schwarz-weiße Vignetten von Annika Siems, die gerne jedes Kapitel hätten schmücken dürfen. Nachteilig alleine dabei ist, dass durch die Zeichnungen teilweise die ohnehin geringe Spannung durch einen Vorgriff der Handlung weiter minimiert wird.

Fazit

Eine in auffällig angenehmer poetischer Sprache verfasste, ruhig vorgetragene Reise zu einer Art moderner „Arche Noah“, die für Umweltzerstörung sensibilisiert und als Botschaft Hoffnung und Zuversicht vermittelt. Ein Buch eher für nachdenkliche und geduldige Leser, die sich auf es einlassen können und wollen.

ISBN10
3851976908
ISBN13
9783851976908
Dt. Erstveröffentlichung
2013
Gebundene Ausgabe
75 Seiten
Empfohlenes Lesealter
Ab 12 Jahren