Cocktail für einen Vampir

„Cocktail für einen Vampir“ ist der dreizehnte Roman zur sehr erfolgreichen TV-Serie “True Blood”. Vampirromane liegen im Trend, genauso Beziehungen zwischen einer attraktiven Menschenfrau und einem ebenso attraktiven Vampirmann, und so erklärt sich vermutlich auch der Erfolg der Buchreihe. Charlaine Harris schreibt zudem sehr gut lesbar, humorvoll und actionreich, auch dieses Buch ist ein echter Pageturner.

Im Zentrum steht auch hier Sookie Stackhouse, die gedankenlesende Kellnerin, die als Ich-Erzählerin auftritt und die Leserinnen durch die Geschichte geleitet und die Handlungen mit ihren Gedanken und Wahrnehmungen kommentiert. Sookie ist eine selbstbewusste und recht unabhängige, aber nicht allzu tiefsinnige junge Frau. Sie unterhält viele oberflächliche Freundschaften und eine zumindest in diesem Band offensichtlich mindestens ebenso flache Beziehung zu ihrem Vampirfreund Eric: Man gewinnt den Eindruck, als würde die Beziehung zwischen Sookie und Eric in erster Linie aus Sex bestehen.

Sookie ist eine recht klischeehafte Frau, es geht um Kleidung und Schuhe, mit ihren Freundinnen trifft sie sich in einem Stripclub. Ein Pluspunkt ist ihre Toleranz und die Andeutung, dass Sookie (und vermutlich auch die Autoren) die gleichgeschlechtliche Ehe befürwortet. Die gelegentliche Andeutung von Tiefsinn fällt insgesamt in der Geschichte recht sparsam aus: Zum Beispiel spielt Sookie als Erzählerin auf die Kindheit ihrer Freundin Tara an, doch auch diese Ausführungen treiben an der Oberfläche – vermutlich, weil sie den Humor des Buches trüben würden.

Es mag sein, dass Charlaine Harris mit ihrer Reihe eine Gesellschaftssatire beabsichtigt hat, in der sie das Kleinstadtleben und bestimmte Charaktere in ihrem Miteinander humorvoll beleuchtet, doch sind ihre Bücher für diesen Anspruch zu oberflächlich. „Cocktail für einen Vampir“ ist damit eine anspruchslose Lektüre für den Urlaub oder für den Feierabend, aber nichts intellektuell Hochwertiges. Die Kulisse, die die Autorin erschafft, ist authentisch, die Charaktere werden sicherlich viele Leserinnen, die die Reihe über viele Bände verfolgen, liebgewinnen. Der Lesespaß hängt dabei sicher maßgeblich davon ab, ob man sich mit Sookie und ihrem Leben in Bon Temps identifizieren kann oder sich zumindest dafür begeistern und interessieren kann. Wem das recht oberflächliche Kneipen- und Barmilieu nicht zusagt, der wird mit diesem Buch wenig warm werden.

Das Ende ist offen, man könnte sich also weitere Bände vorstellen. Es scheint jedoch wohl der letzte Band gewesen zu sein, was nur bedingt bedauerlich ist, denn es baut sich nicht genug Spannung für Fortsetzungen auf, was vermutlich genau so beabsichtigt ist.