Anne Elliot oder die Kraft der Überredung

Autoren
Übersetzer
Sabine Roth
Verlag
Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv)
Anspruch
5 von 5
Lesespaß
5 von 5
Schreibstil
5 von 5
Spannung
4 von 5

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Zusammenfassung zu “Anne Elliot oder die Kraft der Überredung”

Entgegen sonstiger Romane von Jane Austen, in denen sehr junge Frauen die Hauptperson bilden, lässt die Autorin im vorliegenden Buch eine siebenundzwanzigjährige Frau in den Mittelpunkt rücken. Zur Zeit des 19. Jahrhunderts, im streng Viktorianischen England, war es für eine Frau diesen Alters äußerst tragisch, noch ledig zu sein. Anne Elliot lebt mit ihrem verwitweten Vater und ihren beiden Schwestern unter schwierigen, finanziellen Verhältnissen, da der Vater hohe Schulden hat. Annes Schwestern pflegen ein kühles Verhältnis zu ihr – Elizabeth wird als selbstzufrieden geschildert, Mary ist voller Selbstmitleid und flüchtet sich bei Problemen in Krankheit. Annes Schönheit beschreibt Jane Austen als „verblüht“. Anne hatte in jüngeren Jahren die Chance, zu heiraten, doch ihre mütterlich besorgte Freundin, Lady Russell, redete ihr die Heirat aus, obwohl ihr Verehrer, Mr. Wentworth, Annes große Liebe war. Nach über acht Jahren begegnen sich die beiden wieder, doch so einfach finden sie nicht zueinander. Jane Austen verstand es wieder einmal, Verwicklungen auf sehr unterhaltsame Weise zu konstruieren und Spannung darin aufzubauen, wie sich die Beziehungen entwickeln werden. Die finanziellen Nöte von Annes Vater, Sir Walter, werden so groß, dass er seinen Landsitz vermieten muss. Der neue Bewohner ist Mr. Wentworths Schwager Croft. Bei einer Reise, zu der sich Anne unter anderem in Begleitung der Musgrove-Schwestern Henrietta und Louisa aufmacht, verunglückt Louisa. Anne kümmert sich selbstlos und in großer Ruhe um die Verletzte, was Wentworth außerordentlich beeindruckt. Doch weitere Ereignisse vergrößern wieder die Distanz zwischen Anne und Frederick, als nämlich die Musgrove-Schwestern Mr. Wentworth umgarnen. Annes Schwester Elizabeth interessiert sich für William Elliot, der jedoch ein Auge auf Anne geworfen hat – die Konflikte sind vorprogrammiert…

Wichtige Charaktere

  • Anne Elliot
  • Sir Walter Elliot
  • Annes Schwestern
  • Charles Musgrove, Annes Schwager
  • Lady Russell
  • Frederick Wentworth

Interpretation

„Anne Elliot oder die Kraft der Überredung“ wurde erst nach Jane Austens Tod veröffentlicht und ist eines ihrer interessantesten Werke, da ihre Hauptfigur Anne Züge trägt, mit denen sich die Leser leicht identifizieren können. So zeigt Anne Größe, obwohl sie manche Demütigung ertragen muss. Mit Satire und Witz schaffte es Jane Austen auch mit diesem Roman wieder, beste Unterhaltung zu gestalten. Die große Kunst der Autorin lag mit darin, zeitlos zu schreiben – ihre Leser können sowohl die Handlungsweise, als auch die Gefühlswelt insbesondere der Hauptfigur Anne ohne Weiteres in die Gegenwart übertragen. Mit der Dramatik des Buches hat die Autorin beste Unterhaltung geschaffen, auch das Wechselbad der Gefühle beschrieb Jane Austen intensiv und authentisch. Die Komplexität der Handlung steht für Austens hohe literarische Kunst, die Leser fühlen sich nah an der jeweiligen Situation und, besonders, an der Gedanken- und Gefühlswelt der Protagonisten. Austen-Liebhaber finden auch in diesem Buch den unverwechselbaren Stil der Autorin vor, Schmerz und Enttäuschung spielen darin ebenso eine Rolle wie Emotionalität und Freude. Wenn die beiden Hauptfiguren, Anne und Frederick Wentworth, miteinander kommunizieren, gab Austen die Gespräche oftmals in indirekter Rede wieder, womit die Begegnungen der beiden umso intensiver auf die Leser wirken. Als Anhang gibt es in dieser Ausgabe zudem einen Abdruck des zuerst von Jane Austen geplanten, später aber verworfenen Endes des Romans, der die Entwicklung dieser großen Schriftstellerin zeigt.

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Persönliche Bewertung

Der Roman besticht durch seine Dialoge und Figuren.

5 von 5

Beim Lesen des Romans entsteht früh eine große Sympathie für Anne Elliot, die, zunächst vom Leben vernachlässigt erscheint, auf den zweiten Blick jedoch eine starke, anziehende Persönlichkeit ist. Ihr Vater und ihre Schwestern kümmern sich größtenteils darum, den Schein von Reichtum aufrecht zu erhalten – sie sind eitel, oberflächlich oder überempfindlich. Jane Austen schuf durch häufige Ortswechsel – was eher untypisch für ihre Romanhandlungen ist – zusätzliche Lebendigkeit. Spannung, wie sich die Ereignisse entwickeln werden, kommt durch die von Austen in die Handlung gestreuten Gerüchte auf. Die „Kraft der Überredung“ kommt in dem Buch nicht alleine durch das Insistieren der Lady Russell auf, sondern auch durch die immer wiederkehrenden Diskussionen der Protagonisten untereinander, in denen jeder den anderen von seiner inneren Haltung zu überzeugen – oder zu überreden sucht. Die Leser müssen auch in diesem Band nicht auf Austens besondere Kunst des Humors verzichten – außerdem verarbeitete die Autorin latent sozialkritische Elemente ohne jede Gefühlsduselei. Auch die Figur des Frederick Wentworth verfügt über einen ausgeprägten, starken Charakter. Denn die Menschen sind es, auf denen Austens Hauptaugenmerk lag und die sie so meisterlich literarisch verarbeiten konnte. Interessante Wendungen beleben die Handlung, indem immer neue Missverständnisse und Verflechtungen einbezogen werden. Ob die späten Einsichten von Annes Vater und Lady Russell die Komplikationen entwirren können – von dieser Ungewissheit werden die Leser mitgerissen.

Fazit

Jane Austens Roman über die starke Persönlichkeit Anne Elliot wird sowohl für eingefleischte Austen-Leser, als auch für Neulinge durch die Personen und interessanten Verwicklungen lesenswert. Neben verflochtenen Passagen entsteht besonders durch die Dialoge und Charakterisierungen der Figuren Spannung und beste Unterhaltung.

Originaltitel
Persuasion
ISBN10
3423139013
ISBN13
9783423139014
Dt. Erstveröffentlichung
2010 (1817)
Taschenbuchausgabe
336 Seiten